title: Elektronische Gesundheitskarte date: 2009-11-01 17:19:00 updated: 2009-11-01 18:58:11 author: frankro tags: egk, gesundheitskarte, elektronische signatur, telematikinfrastruktur Die Elektronische Gesundheitskarte (kurz eGK) ist der Nachfolger der bisherigen Krankenversicherungskarte mit Chip. Laut § 291a SGB V ist ihre Einführung gesetzlich vorgeschrieben. Mit der Einführung der Karte einher geht die Einrichtung einer komplexen Telematikinfrastruktur, mit dessen Aufbau die Firma gematik beauftragt wurde. Der Chaos Computer Club hat erhebliche Bedenken, dass der Teilbereich "elektronische Patientenakte" die hohen Anforderungen an den Datenschutz erfüllt, die von Patienten und Ärzten erwartet werden. Darüber hinaus scheint der Aufbau der komplexen Infrastruktur wirtschaftlich nicht sinnvoll. ## Schutz der Patientendaten Die neue eGK verfügt über mehrere Funktionen, die im Chip in unterschiedlichen Bereichen abgelegt sind. Verpflichtend ist die Nutzung der Funktionen - Stammdaten (Name, Geburtsdatum, Versicherungsstatus) - elektronisches Rezept (Anstelle des Papierezeptes, das Rezept wird vom Arzt auf die Karte geschrieben und von der Apotheke ausgelesen) Derzeit noch als freiwillige Funktion geplant ist die elektronische Patientenakte. Patienten und Ärzten soll die Möglichkeit gegeben werden, Befunde und andere medizinische Informationen zu speichern und "in die Hände des Patienten" zu geben. Zu diesem Zweck werden die elektronischen Akten vom Arzt verschlüsselt (mit dem kryptographischen Schlüssel aus der Patientenkarte) und auf den Servers der gematik gespeichert. Wenn der Patient die Daten abrufen möchte, werden die verschlüsselten Daten wieder vom Server geholt und erst in der Arztpraxis oder einem speziellen Terminal mit der Versichertenkarte wieder entschlüsselt. Dieses Verfahren wäre aus unserer Sicht auch sehr datenschutzfreundlich, wenn der Patient die alleinige Hoheit über den kryptographischen Schlüssel hätte. Denn für den Fall, dass die eGK mit dem geheimen Schlüssel abhanden kommt, gibt es für die gematik die Möglichkeit, den geheimen Schlüssel für die Patientendaten wiederherzustellen. Zwar verfügt die gematik nicht selbst über die "Nachschlüssel", sondern die damit beauftragte "Informationstechnische Servicestelle der gesetzlichen Krankenversicherung GmbH", die wir jedoch für nicht ausreichend organisatorisch getrennt halten, um einen Zugriff durch Behörden oder Krankenversicherungen auf die Patientenakten mit absoluter Sicherheit auschließen zu können. Außerdem freiwillig ist die Nutzung der Funktion Notfallakte, wo wichtige Informationen zu Blutgruppe, Allergien etc. auf der Karte gespeicherten werden können. Im Gespräch ist außerdem, die eGK als Trägerkarte für eine qualifizierte elektronische Signatur nach SigG nutzen zu können. ## Kosten Dem Chaos Computer Club ist im Juli 2006 eine Kosten-Nutzen-Analyse der Beratungsfirma *Booz*/Allen/Hamilton zugespielt worden. Daraus ergibt sich, dass zum damaligen Stand keine Einsparungen zu erwarten sind - im Gegenteil, in den ersten Jahren wird die eGK ein ordentliches Minusgeschäft für die Krankenkassen und damit auch für die Versicherten. Die aktuellen, tatsächlichen Kosten sind uns nicht bekannt. Ärzte kritisieren vor allem die hohen Kosten, die ihnen durch die notwendige Modernisierung ihrer Praxis-IT entstehen. ## Ich will keine eGK, was kann ich tun? {#ich-will-keine-egk-was-kann-ich-tun .r} Nach § 291 Absatz 2 müssen die neuen elektronischen Gesundheitskarten über ein Lichtbild des Versicherten verfügen. Stellt der Versicherte seiner Krankenkasse kein Lichtbild zur Verfügung, darf die Krankenkasse laut Gesetz keine eGK ausstellen. Allerdings wird der Arzt die Behandlung verweigern, bzw. eine Privatrechnung ausstellen, wenn man keine gültige Versichertenkarte vorweisen kann. Solange man über eine gültige Karte verfügt, gibt es unserer Ansicht nach keinen Grund, der Krankenkasse ein Foto zur Verfügung zu stellen. Wer dringend eine neue Karte benötigt, kann probieren, beim Foto seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Es gibt keine gesetzliche Vorgabe, wie das Foto ausgestaltet sein muss. Auch wenn die Krankenkassen das behaupten.