From 23f0e1561767dd8a396188e317bae5920d171ea8 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: erdgeist Date: Sun, 16 Aug 2015 16:38:25 +0200 Subject: Initial import of my nikola website --- blog/2005/Feiervolk.md | 38 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 38 insertions(+) create mode 100644 blog/2005/Feiervolk.md (limited to 'blog/2005/Feiervolk.md') diff --git a/blog/2005/Feiervolk.md b/blog/2005/Feiervolk.md new file mode 100644 index 0000000..ea50dd8 --- /dev/null +++ b/blog/2005/Feiervolk.md @@ -0,0 +1,38 @@ + + +Gestern gab es statt Probe Musik anhoeren. Die Band von Susi hat das erste Mal live gespielt. Klassische Besetzung plus Geige und Bratsche. Interessante +musikalische Basis (allesamt Musikstudenten), leider nur 3 eigene Songs zum Eindruck gewinnen. + +Danach mit Ern und Freunden auf ein Volksfest. [Bergmannstrassenfest](http://www.bergmannstrassenfest-kreuzbergjazzt.de/). Auf Strassenfesten habe +ich ja selber als Promotionhampel fuer das Berliner Abendblatt meine erste Miete verdient und stand da auch jedes Wochenende auf einem der sehr individuellen +Feste herum. + +Anfangs wurden diese von engagierten Kiezbewohnern organisiert, die ein wenig das Kennenlernen in ihrer Strasse vorantreiben wollten. Ich kann mich noch gut +erinnern, wie 1995 auf dem Muellerstrassenfest der Besitzer der Brautmoden selber einen Bratwurststand betrieben und am Ende eigentlich alle Wuerste verschenkt +hat. + +Mit Volksfesten, eine Binsenweisheit, laesst sich aber Geld verdienen. Viel Geld. Man holt sich eine Strassensondernutzungserlaubnis beim Ordnungsamt, karrt +eins, zwei Buehnen heran und vermietet die Strasse in Parzellen an fliegende Mampf-, Ramsch-, Blumen- und Ethnolaeden, laesst ein paar schlechter positionierte +Buden fuer Amnesty International, Kinderschminken und die Lokalgazetten frei (damit die im Gegenzug laenglich dafuer werben) und fertig ist der Lack. Danach +wird das Volk durch die den Konsumtunnel gepfercht, darf sein Geld links und rechts der Strasse lassen und sich freuen, was sein Kiez nicht alles auf die Beine +stellt. + +Mit diesem Konzept verdienen in Berlin unter anderem die Firmen [Nareyka](http://www.nareyka.de/) und [Laubinger](http://www.laubinger.de) ihr Geld. An den 25 strassenfesttauglichen Wochenenden finden laut [Bericht](http://www.berlin.de/senwiarbfrau/markt/feste.html) des Senats fuer Wirtschaft, Arbeit und Frauen in diesem Jahr 12 Feste von Nareyka und 10 +von Laubinger statt. (Dazu kommen Weihnachtsmaerkte und Grossveranstaltungen wie die Loveparade.) Tendenz steigend. + +Dankenswerterweise gibt es aber noch Organisatoren, die den Brand ihres Fests nicht so einfach abgeben, sondern weiter selbst organisieren, so dass die +ueblichen Verdaechtigen Mampf-, Ramsch-, Blumen- und Ethnolaeden nicht immer mit den selben Verhandlungspartnern an den Tisch muessen, sondern ihre Bude bei +den Kiezlern bezahlen. Das Kuchenbasar und Papa-grillt-selber Feeling kommt trotzdem nicht mehr. _Das_ durfte ich naemlich genau bei dem Sommerhoffest +dort erleben, wo Susis Band ihren Probenraum hat: das ganze Haus kramt all sein Zeug hervor, stellt selber ein Buehne auf. Resultat: Grillen und Kuchen, zwei +Bierfaesser und mehrere nette Plaeusche. Mehr davon! + +Gut. Ganz in Nostalgie zu versinken, macht natuerlich keinen Sinn, frueher sind die fahrenden Jahrmaerkte einmal im Jahr mit ihren Attraktionen und Mampf-, +Ramsch- und Fahrgeschaeften in die Stadt gekommen und haben den Staedtern und Doerflern die Kohle aus der Tasche gezogen. Aber es tut schon immer wieder ein +wenig in der Seele weh, wenn private Aktionen kommerzialisiert werden. + +Eins habe ich aber beim in der Bergmannstrasse noch mitgenommen: [Zuckerwatte](http://www.henrikschrat.de/2002/Zuckerwatte/detail.jpg). Das habe ich +schon seit 15 Jahren nicht mehr genascht und da musste ich einfach zuschlagen. Und [Zuckerwatte in der +Wikipedia](http://de.wikipedia.org/wiki/Zuckerwatte) weiss ich jetzt auch, wie das eigentlich funktioniert. -- cgit v1.2.3