summaryrefslogtreecommitdiff
path: root/blog/2003/Schwein_gehabt.md
blob: 13b1a30fd26d5c8de49a0f0558975e4ac0e5a3dc (plain)
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
111
112
113
114
115
116
117
118
119
120
121
122
123
124
125
126
<!--
.. date: 2003/12/08 05:49
.. title: Schwein gehabt
-->

Es gibt nicht viele Situationen, in denen man kaum glaubt, so Zufaelle
passieren einem doch eigentlich gar nicht. Ich habe die Nacht vom
Donnerstag zum Freitag ein wenig im [
offenen Donnerstag](https://berlin.ccc.de/) des CCCB verbracht. Das ist eigentlich ein netter
Haufen da, da koennte man vielleicht mal oefter vorbeischauen. Als ich
mich dann kurz vor 0800 Uhr entschloss, aufzubrechen, um eventuell noch
"zufaellig" juja (die mir lieberweise vor ein paar Wochen die Haare
geschnitten hat), am Bahnhof Warschauer Strasse zu treffen, um sie um ein
Frisurenupdate zu bitten, (sie hatte leichtfertig erzaehlt, mit welcher
S-Bahn sie faehrt :), fand ich diese Art zufaellige Treffen doch ein wenig
zu dreist und mir kam spontan in den Sinn, die Chemie-Vorlesung, die ich
leider ein wenig hab schleifen lassen, doch noch zu besuchen. Freitag 8
bis 10 Uhr ist einfach ein typischer Verschlafskandidat. Als ich dann aber
den Vorlesungssaal erreicht hatte, fand ich statt der heimlich erhofften
Streikposten eine pruefungstypische Tafelpraeparation.

Hammer. Durchnaechtigt, uebermuedet, frierend, unvorbereitet und mit
meinem aktuellen Freizeitprojekt (dazu gleich mehr) im Kopf und ohne
auch nur dem Hauch von einem Stift setzte ich mich in die letzte Reihe.
Fehler! Merken: in den letzten Reihen sitzen *immer* die Spacken mit ohne
Plan. Kann man nicht abschreiben. Zumindest war mein Vordermann so nett,
mir einen gruenen Buntstift(!?) zu leihen, obwohl er noch ein paar
Kugelschreiber rumliegen hatte, aber einem geschenkten Gaul... Die Klausur
an sich war sehr durchwachsen. Am Anfang ein paar primitive 10tklaessler-
Aufgaben zum Beweis, dass man Molare Massen von Stoffen, Molekuelen und
die Beziehungen zu den wirklichen Massen und prozentualen Masseanteilen an
Stoffgemischen bei bestimmten Stoffmengen verstanden hat. Und wie zu
erwarten war, sassen die Biologen davor, wie die Kuh vorm neuen Tor, mein
Stifteverleiher schrieb als Masse 3 1/2 ohne Einheit, was zwar bei seiner
femininen Handschrift ganz keck aussah, aber trotz halbseitiger Herleitung
nicht den geringsten Hinweis hinterlies, dass er verstuende, was er da
treibt. Der rechte Vordermann hatte ein zu massives Kreuz, um auf seinem
Blatt irgendwas zu erkennen, zum Glueck nestelte ein paar Meter rechts von
mir eine prototypische Blondine mit ihrem Aufgabenzettel, so dass man die
in spaeteren Aufgaben geforderten skizzierten Graphenverlaeufe erkennen
konnte. Und siehe da: auswendig lernen klappt bei diesem Typ Mensch
scheinbar. Das war genau die selbe Kurve, die in einer der beiden
Vorlesungen, bei denen ich zugegen war, an die Wand geworfen wurde. Der
Kamerad vor mir ignorierte dann auch noch stetig meine Versuche, ihm fuer
die erste Aufgabe das Ergebnis (100g) zuzufluestern. Aber dann: gab ja
schliesslich nur einen Buntstift :) Am Dienstag gibts die Ergebnisse und
Einteilung in Praktikumsgruppen. Ich hoffe _instaendig_, dass ich nicht
wieder eine ... Schnalle ... abbekomme, wie beim letzten Mal. Ein paar
Eintraege weiter unten habe ich sie, glaub ich, schonmal erwaehnt. Die
beiden Praktikumswochen hatten mich auf eine noch nie dagewesene Art und
Weise zum Kochen gebracht, dass ich mich beim Abreagieren leicht verletzt
hab. Das Ende des Praktikums wurde damals mit einem Hirn-Weg-Besaeufnis
besiegelt, im Rahmen dessen ich Andrea ganz furchtbar auf den Fuss
gesprungen bin (woran ich mich dann leider nicht mehr erinnern konnte und
was mir auch ehrlich und aufrichtig leid tut). Details meiner Tortur
werde ich dann vielleicht im Rahmen des jetzt auf mich zukommenden
Praktikums berichten.

In der vorletzten Woche hat auch endlich das Weggehen mit dem Philipp
geklappt. War ziemlich nett. Hab ich vor lauter Kommerz vergessen, zu
erwaehnen. Vor allem, weil sich darum noch eine lustige Geschichte rankt.
Dass ich in der mbar unschoenes Essen bekommen hab, schrieb ich bereits.
Bei dem Metroeinkauf mit Mama am Tag danach habe ich fuer meinen
Kuechenschrank eine Spruehdose erstanden. Eigentlich wollte ich nur kurz
schauen, ob das Blau auch wirklich deckt, aber wo ich schon einmal dabei
war, habe ich die ganze Flasche in dem unbeluefteten Raum auf dem Schrank
entleert. Hat zwar wirklich gut gedeckt, aber leider nicht gereicht. Zudem
haben die Loesemittel trieslig in der Birne gemacht. In diesem Zustand
also, noch mit halbuebel von dem verdorbenen mbar-Fruehstueck und
bedroehnt von der chemischen Keule, habe ich mich mit Philipp getroffen
und war nach dem dritten Hefe gar nicht mehr zu gebrauchen. Das Essen in
der Tempobox (leider keinen Link zu gefunden, aber ist Simon-Dach-Strasse/
Kopernikusstrasse) war richtig lecker, die Bedienung zuvorkommend
(vielleicht auch nur, weil Steffi eine alte Kollegin von Andrea ist :) und
vor allem kann man dort im Sommer auch nach 22 Uhr noch draussen sitzen.
Doch genug der Werbung. Ich stellte dann beim Naseschneutzen fest, dass
meine Popel blau sind, genau, wie der Rest meines Naseninnerens und, wie
sich spaeter rausstellte, auch die Haelfter der Oberflaechen in der
Kueche. Mal wieder eine intellektuelle Glanzleistung. Der naechste Morgen
war dann toedlich und fuehrte zur mehrmaligen innigen Begegnung mit meiner
Kloschuessel. Die dabei aufkommende Erkaeltung tat dann ihr Uebriges.

Aber genug davon. In Zwischenzeit habe ich mir ein nettes neues Projekt
gesucht. (Vorsicht, jetzt wirds nerdig.) Der Small-Scale-Webserver
"gatling" ([hier](http://bulk.fefe.de/scalability/) zu gucken)
von [Fefe](http://www.fefe.de/) wurde juengst um die
Faehigkeit, FTP im public-only mode zu sprechen, erweitert. Dies brachte
uns auf die Idee, NFS und Samba dazuzupacken, und einen wirklich kleinen
Lan-Party-"ich feuere meine Files aus allen Rohren"-Server zu basteln. Die
[Spezifikation](http://www.snia.org/tech_activities/CIFS/) (das
pdf in dem Verzeichnis) sah im Minimal-Commandset gar nicht so schlimm
aus. Und ich wunderte mich schon, warum das Samba-Projekt so furchtbar
aufgeblasen ist. Als ich aber die ersten Message-Typen implementiert habe
und endlich mit der Windowskiste reden wollte, wurde der von mir
angebotene Minimaldialekt einfach zurueckgewiesen. "Wenn du nicht den
allerneuesten all-features-on-dialect sprichst, rede ich nicht mit dir,
verbindung zu". Fairerweise muss man dazusagen, dass der Windowsexplorer
dann wenigstens auch zugemacht hat. Die SMB-Implementation fuer MacOSX
ignoriert den von mir ausgesuchten Dialekt schlicht und schickt mir
einfach froehlich Messages aus den nicht bekannten Dialekten. Nettes
Stueck Software, das. Nachdem ich das gesamte Framework umorganisiert
hatte, um die neuen Messagetypes, die um einiges komplexer sind, als die
aus dem Basic-SMB-Dialekt, abzubilden, konnte ich wenigstens die
grundlegenden Nachrichten zum Etablieren der Verbindung austauschen. Zu
meiner grossen Freude wollte aber der Explorer auch von den hingehaltenen
Shares nichts wissen. Nein! Erstmal wird eine Pipe aufgemacht, durch die
ein [obskures
RPC-protokoll](http://us3.samba.org/samba/ftp/specs/cifsrap2.txt) gefahren wird. Das ist so lecker, dass es seine
Parameter in Formatstrings beschreibt, die auch verschachtelte Datentypen
abbilden koennen. Laedt also foermlich ein, Bufferoverflows da
reinzubauen. Und alles nur, um sich ein wenig Information ueber meine
exportierte Share abzuholen. Eigentlich unnoetig. Das SMB-Protokoll haelt
genug Requests fuer diese Zwecke bereit. Aber noe. "Wem ich aufzwinge, zu
behaupten, er wuerde LM1.02 sprechen, der muss auch das ganze featureset
koennen, sonst red' ich nicht mit ihm". Da die Herangehensweise bisher
war, vorgefertigte Speicherbloecke als Antwort zu schicken, egal, was
genau in den Anfragen stand, werde ich versuchen, Pakete
vor-zusammenzustueckeln, die den Client zufriedenstellen. Aber erst, wenn
die Frustration ueber den auf mich zukommenden Arbeitsaufwand nachgelassen
hat. Nudossi (so heisst der Serverprototyp, weil das mal viel leckerer als
Samba ist :) findet man hier: "$ cvs -d:pserver:anonymous@cvs.erdgeist.org:/home/cvsroot/ co nudossi".

Dass, entgegen der letzten Eintragung, das Umformatieren des iPods doch
nicht so "flauschig" abgelaufen ist, wird wohl erst in einer der naechsten
Eintragungen Erwaehnung finden. Ich will Uebereifrige aber schon jetzt mal
warnen.