From 944ca883dcdaf89fedce57d706502baf4abde3ed Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: webmaster Date: Sat, 18 Apr 2009 19:12:40 +0000 Subject: committing page revision 1 --- updates/2007/wahlcomputer-erpressung.md | 83 +++++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 83 insertions(+) create mode 100644 updates/2007/wahlcomputer-erpressung.md (limited to 'updates/2007') diff --git a/updates/2007/wahlcomputer-erpressung.md b/updates/2007/wahlcomputer-erpressung.md new file mode 100644 index 00000000..1b3b0671 --- /dev/null +++ b/updates/2007/wahlcomputer-erpressung.md @@ -0,0 +1,83 @@ +title: Zuverlässigkeit von Wahlcomputer-Hersteller nach versuchter Erpressung höchst zweifelhaft +date: 2007-03-01 00:00:00 +updated: 2009-04-18 19:12:40 +author: webmaster +tags: update + +Die niederländische Initiative wijvertrouwenstemcomputersniet.nl ("Wir vertrauen Wahlcomputern nicht") hat mit Hilfe des dortigen Informationsfreiheitsgesetzes skandalöse Praktiken des Monopolherstellers der Software der auch in Deutschland verwendeten NEDAP-Wahlcomputer aufgedeckt. + + + + +Die Software zum Betrieb der Wahlcomputer und zur Berechnung der +Wahlergebnisse ("Integriertes Wahlsystem") wird von einer +Drei-Mann-Firma, die dem Holländer Jan Groenendaal gehört, hergestellt +und gewartet. Die Firma programmiert im Auftrag von NEDAP auch die +Software der in Deutschland verwendeten NEDAP-Wahlcomputer. Der deutsche +Vertrieb, HSG Wahlsysteme GmbH, nimmt lediglich kleinere Anpassungen und +die Eindeutschung vor. Die Monopolstellung der Firma von Groenendaal +wirkt sich also auch direkt auf den in Deutschland ohnehin umstrittenen +Wahlcomputer-Einsatz aus. + +Angesichts der immer massiver werdenden Fragen nach der Überprüfbarkeit +und Manipulationssicherheit von Wahlcomputern sieht Groenendaal nun +offenbar seine Felle davonschwimmen. Er hat, wie durch befreite +Dokumente belegt wird +[\[1\]](http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/English/Mail_Groenendaal) +[\[2\]](http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/English/Groenendaal) +[\[3\]](http://nrc.nl/redactie/doc/070228_stemcomputers.pdf), offenbar +versucht die holländische Wahlbehörde zu erpressen, seine Mini-Firma +aufzukaufen, da er “dringend in den Ruhestand” möchte. Andernfalls hat +er unverhohlen damit gedroht, alle Aktivitäten einzustellen, die für die +in den Niederlanden anstehenden Wahlen notwendig sind. Damit wäre die +Durchführung der Provinzwahlen am 7. März gefährdet. Laut dem +holländischen Innerministerium habe man die Drohung jedoch nicht ernst +genommen und betrachtet das Verhältnis zu Groenendaal schon seit 20 +Jahren als “sehr gut”. + +In den Niederlanden berät derzeit eine unabhängige Kommission nach den +von der Initiative wijvertrouwenstemcomputersniet.nl aufgedeckten +Manipulationsmöglichkeiten und Sicherheitsproblemen von Wahlcomputern +die Zukunft des Wahlverfahrens und den Ablauf der Wahlen. + +Herr Groenendaal tat sich schon in der Vergangenheit mit gewagten +Sprüchen hervor. Er behauptete, dass man auf NEDAP-Wahlcomputern nicht +Schach spielen könne. Kurze Zeit nach dieser vollmundigen Behauptung +konnte jedoch live im Fernsehen gezeigt werden, wie der Wahlcomputer +problemlos Schach spielte +[\[4\]](http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/NedapChess). +Anstatt nun seine Niederlage einzugestehen und sich auf's Altenteil +zurückzuziehen, forderte er, wie in den befreiten Dokumenten belegt +wird, Rop Gonggrijp, den Gründer der Initiative +wijvertrouwenstemcomputersniet.nl, als “Gesellschaftsfeind und +Terroristen” ins Gefängnis zu stecken. Sollte Gonggrijp Mitglied der +holländischen unabhängigen Kommission für das zukünftige Wahlverfahren +werden, drohte Groenendaal mit der sofortigen Einstellung aller Arbeiten +an der Wahlsoftware. + +Angesichts der nun aufgedeckten massiven Mängel an geistiger Klarheit +und Demokratieverständnis des Besitzers der Monopol-Software, mit deren +Hilfe auch in Deutschland in 52 Städten und Gemeinden in 6 Bundesländern +gewählt wird, fordert der Chaos Computer Club die sofortige Rücknahme +der Betriebsgenehmigung für NEDAP-Wahlcomputer. Es stellt sich die +Frage, wie das Bundesinnenministerium überhaupt die Entstehung einer +derartigen Situation dulden konnte. Offenbar hat sich bisher niemand +dafür interessiert, wie die Software für die Wahlcomputer zustande kommt +und welche Erpressungsmöglichkeiten und systemischen Risiken dabei +billigend in Kauf genommen werden. + +In den Niederlanden ist die Rolle von Groenendaals Firma derzeit +Gegenstand intensiver parlamentarischer Fragen +[\[5\]](http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/English/Questions_in_parliament). +Der Chaos Computer Club fordert die Abgeordneten des Bundestages auf, +dem Krisenherd Wahlcomputer mehr Aufmerksamkeit zu widmen und aktiv für +die Rücknahme der Betriebsgenehmigung einzutreten. + +- \[1\] + [](http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/English/Mail_Groenendaal) +- \[2\] + [](http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/English/Groenendaal) +- \[3\] [](http://nrc.nl/redactie/doc/070228_stemcomputers.pdf) +- \[4\] [](http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/NedapChess) +- \[5\] + [](http://www.wijvertrouwenstemcomputersniet.nl/English/Questions_in_parliament) -- cgit v1.2.3