From ca4649412c0e8876a79f8aa0e1488ad3d8d4dde0 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: webmaster Date: Sat, 18 Apr 2009 19:12:39 +0000 Subject: committing page revision 1 --- updates/2007/bkaterror.md | 60 +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 60 insertions(+) create mode 100644 updates/2007/bkaterror.md (limited to 'updates/2007') diff --git a/updates/2007/bkaterror.md b/updates/2007/bkaterror.md new file mode 100644 index 00000000..e19b2b6a --- /dev/null +++ b/updates/2007/bkaterror.md @@ -0,0 +1,60 @@ +title: Chaos Computer Club veröffentlicht Entwurf des BKA-Gesetzes +date: 2007-08-31 00:00:00 +updated: 2009-04-18 19:12:39 +author: webmaster +tags: update + + +Wie kürzlich bekannt wurde, ist die Online-Durchsuchung nur die Spitze des Eisbergs innerhalb der Planungen von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble zur Ausweitung der Überwachung der Bevölkerung. Dem Chaos Computer Club liegt ein anonym zugespielter Entwurf des neuen BKA-Gesetzes vor. Darin ist u. a. vorgesehen, dass der Einsatz des Bundestrojaners auch ohne die Genehmigung eines Richters erfolgen soll, der normalerweise bei einem Grundrechtseingriff dieser Art obligatorisch ist. Durch die weitgehenden Befugnisse für die Ermittler entsteht der Eindruck, der Bundesinnenminister ignoriere die Vorgaben des Grundgesetzes vollständig. + + + + +Auch die Pflicht der Behörde, nach dem Ende von Überwachungsmaßnahmen +die betroffenen Bürger zu benachrichtigen, wird durch den Gesetzentwurf +weiter eingeschränkt. Wie es heute schon bei Telefon- und +Internetüberwachung gängige Praxis ist, wird der Ausspionierte also in +Zukunft von der Online-Durchsuchung nur in seltenen Ausnahmefällen +Kenntnis erlangen. Dies widerspricht den rechtsstaatlichen Vorgaben des +Bundesverfassungsgerichts. \[2\] + +Das BKA soll zudem personenbezogene Daten auch aus den Datenbeständen +von Unternehmen erheben, speichern und verstärkt auf die +erkennungsdienstliche Behandlung zurückgreifen dürfen. Für Ermittlungen +ist der praktisch unregulierte Einsatz von Observationen auch mit Hilfe +technischer Mittel vorgesehen. Dies beinhaltet die akustische und +optische Überwachung der Betroffenen sowie den Einsatz von V-Leuten und +verdeckten Ermittlern auch innerhalb von Wohnungen. Zu diesem Zwecke +sollen Mitarbeiter des BKA auch Urkunden (wie z. B. E-Mails anderer +Behörden zur Übertragung von Trojanern) verändern und fälschen dürfen. +Ebenso wird das Recht eingeräumt, die Anfertigung von Lichtbildern und +Tonaufnahmen in Wohnungen Unbeteiligter vorzunehmen, sofern sich ein +Betroffener dort aufhält. Diese Maßnahmen werden auch den absolut +geschützten Kernbereich privater Lebensgestaltung betreffen. Eine +Unterbrechung von Aufnahmen, die intime Details eines Menschen +offenbaren würden, kann in Einzelfällen sogar unterbleiben. + +Wenn das BKA-Gesetz in der vorliegenden Fassung verabschiedet wird, +entsteht de facto eine Geheimpolizei, wie sie in Deutschland zuletzt in +der DDR existierte. Angesichts der sich häufenden Berichte über privaten +und behördlichen Mißbrauch von Überwachungsbefugnissen warnt der Chaos +Computer Club davor, dem Gesetz auch nur teilweise zuzustimmen. Das +Trennungsgebot von Polizei und Geheimdiensten darf nicht weiter +ausgehöhlt werden. + +Passend hierzu vermeldet die Berliner Zeitung vom Freitag eines der +zahlreichen Probleme behördlicher Überwachungsbefugnisse in der Praxis. +Durch die Ausweitung der technischen Möglichkeiten und die weitgehende +Automatisierung, die auf eine menschliche Überprüfung verzichtet, steigt +das Missbrauchspotential drastisch an. \[3\] + +Der CCC übergibt der Öffentlichkeit das Dokument gerne zur Ansicht. +\[1\] + +\[1\] [Der Entwurf des BKA-Gesetzes in der Version vom 11.07.2007 (6,5 +MB, PDF)](/de/lobbying/papers/terrorlaws/20070711-BKATERROR.pdf) + +\[2\] BVerfGE 109, 279 (363 ff.) + +\[3\] [Beamter unter +Verdacht](http://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0831/politik/0062/index.html) -- cgit v1.2.3