From 65b17d95df95147baaa5f7aeee6f8d0b49577c38 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: 46halbe <46halbe@berlin.ccc.de> Date: Fri, 28 Mar 2014 05:28:37 +0000 Subject: committing page revision 1 --- updates/2014/routerzwangregtp.md | 93 ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 93 insertions(+) create mode 100644 updates/2014/routerzwangregtp.md (limited to 'updates/2014/routerzwangregtp.md') diff --git a/updates/2014/routerzwangregtp.md b/updates/2014/routerzwangregtp.md new file mode 100644 index 00000000..8e45be77 --- /dev/null +++ b/updates/2014/routerzwangregtp.md @@ -0,0 +1,93 @@ +title: CCC und FSFE: Bundesnetzagentur muß nachbessern +date: 2014-03-28 04:18:00 +updated: 2014-03-28 05:28:37 +author: 46halbe +tags: update, pressemitteilung + +Nach mehreren öffentlichen Anhörungen und politischen Debatten hat die Bundesnetzagentur Mitte Februar einen Verordnungsentwurf präsentiert, der den Routerzwang abschaffen und die Transparenz für Kunden von +Telekommunikationsunternehmen verbessern soll. Der Routerzwang bindet Kunden an ein vom Provider geliefertes Gerät. Die Free Software Foundation Europe (FSFE), der Chaos Computer Club (CCC), die Projektleitung von IPFire und OpenWrt sowie weitere Experten haben diese Verordnung begutachtet und eine Stellungnahme an die Bundesnetzagentur abgegeben. + + + +Prinzipiell sind die Ideen der Bundesnetzagentur, welche für +die Aufrechterhaltung und Förderung des Wettbewerbs in Netzmärkten +zuständig ist, begrüßenswert. So soll der Routerzwang etwa dadurch +abgeschafft werden, daß die Provider grundlegende Informationen wie +technische Funktionen auf einem Produktdatenblatt sammeln und Endkunden +auf Anfrage auch die Zugangsdaten erfragen können. + +Es ist allerdings nicht nachvollziehbar, wieso die Bundesnetzagentur +die Last weiter beim Verbraucher belassen will, die Daten erfragen +zu müssen, anstatt diese auf dem geplanten Produktdatenblatt zu +vermerken. Selbst die Große Koalition hat in ihrem Koalitionsvertrag +schon deutlich das Gegenteil gefordert \[3\], damit Endkunden auch ohne +explizite Nachfrage im Besitz der Zugangsdaten sind, um einen +alternativen Router betreiben zu können. + +"Wenn die Last weiterhin beim Verbraucher liegt, die Daten zu erfragen, +hat die Bundesnetzagentur kaum die Möglichkeit, die Zuverlässigkeit der +Provider bei der Herausgabe der Daten zu überprüfen. So könnten +Verzögerungen weiterhin mit unglücklichen Einzelfällen begründet werden. +Die Verbraucher hätten am Ende mehr Komplikationen als zuvor", so +Matthias Kirschner, Vizepräsident der FSFE. "Daher müssen dem Kunden die +Zugangsdaten zu allen verfügbaren Diensten unaufgefordert von Beginn des +Vertrags an bekannt sein, wie sogar von der Regierungskoalition +gefordert." + +Es sind daher unmißverständlichere Formulierungen angebracht, +damit keine Schlupflöcher für Provider entstehen können. Beispielsweise +müssen für die volle Austauschbarkeit der Geräte auch die +verwendeten Protokolle bekannt sein. + +"Ohne eine Pflicht des Providers, dem Kunden die Zugangsdaten von sich +aus mitzuteilen sowie Transparenz bei Diensten und +Protokollen herzustellen, bleibt es faktisch beim Routerzwang. +Schwammige Formulierungen und eine Pflicht zum Nachfragen würde den +Kunden nur zum Bittsteller degradieren", sagt Frank Rieger, Sprecher des +CCC. + +Auch die Definition des Netzabschlußpunkts ist trotz einer eigens +dafür anberaumten Anhörung, zu der sich unter anderem die FSFE geäußert +hat, noch immer nicht geklärt. + +Auch bei den Meßverfahren, die Internetprovider zukünftig +anbieten müssen, besteht Nachbesserungsbedarf. Nach den Plänen +der Bundesnetzagentur müssen die Mechanismen und Details der Messung nur +der Behörde mitgeteilt werden, nicht aber den eigenen Kunden. Dies +schränkt die angestrebte Transparenz künstlich ein und macht die +Verfahren nicht nachvollziehbar für Verbraucher sowie unabhängige +Spezialisten. + +Nur wenn die Bundesnetzagentur bei Routerzwang und Transparenz +der Meßverfahren nachbessert, kann die Verordnung ihren Zweck +überhaupt erfüllen und erst dann sind die Forderungen im +Koalitionsvertrag abgedeckt. Alles andere würde nur weitere +Schlupflöcher öffnen, wodurch Kunden weiterhin drangsaliert und +benachteiligt werden können. + +**Links**: + +\[1\] +[Verordnungsentwurf](https://fsfe.org/news/2014/files/140221-TKTransparenzV-Entwurf_PDF.pdf) +(pdf) + +\[2\] [Stellungnahme der FSFE und des +CCC](http://ccc.de/system/uploads/148/original/stellungnahmeTKTransparenzV.pdf) +(pdf) zum Entwurf TK-Transparenzverordnung vom 27. Februar 2014 + +\[3\] Im +[Koalitionsvertrag](https://fsfe.org/news/2013/news-20131211-01.de.html#1) +heißt es dazu: "Die zur Anmeldung der Router (TK-Endeinrichtungen) am +Netz erforderlichen Zugangsdaten sind den Kundinnen und Kunden +unaufgefordert mitzuteilen." (S. 49) + +\[4\] [Pressemitteilung vom November +2103:](http://ccc.de/de/updates/2013/routerzwang) Chaos Computer Club +nimmt Stellung zum Routerzwang + +\[5\] [Free Software Foundation](https://fsfe.org/about/about.de.html) +(FSFE) + +\[6\] [OpenWrt](https://openwrt.org/) + +\[7\] [IPFire](http://www.ipfire.org/features) -- cgit v1.2.3