From 797f94bb84d86ce927615380509cd5d793a620c6 Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: 46halbe <46halbe@berlin.ccc.de> Date: Wed, 29 Aug 2018 09:51:25 +0000 Subject: committing page revision 1 --- updates/2018/defensive-cyber-strategie.md | 55 +++++++++++++++++++++++++++++++ 1 file changed, 55 insertions(+) create mode 100644 updates/2018/defensive-cyber-strategie.md (limited to 'updates') diff --git a/updates/2018/defensive-cyber-strategie.md b/updates/2018/defensive-cyber-strategie.md new file mode 100644 index 00000000..e7160dab --- /dev/null +++ b/updates/2018/defensive-cyber-strategie.md @@ -0,0 +1,55 @@ +title: Chaos Computer Club fordert strikt defensive Cyber-Sicherheitsstrategie +date: 2018-08-29 09:51:25 +updated: 2018-08-29 09:51:25 +author: erdgeist +tags: update, pressemitteilung + +Die Bundesregierung hat heute die Gründung einer „Agentur für disruptive Innovationen in der Cybersicherheit“ verkündet. Die Ausrichtung unter der Ägide von Innen- und Verteidigungsministerium lässt große Zweifel aufkommen, ob es hier wirklich um Cybersicherheit und nicht vielmehr um die Ausweitung der Cyber-Bewaffnung geht. Der Chaos Computer Club fordert, die deutsche Cybersicherheits-Strategie strikt defensiv auszurichten. + + + +Faktisch stellt die Bundesregierung mit dem heute angekündigten Vorhaben +die Weichen für eine stärkere Ausrichtung hin zu einer +offensiven Cyber-Strategie. Der Chaos Computer +Club (CCC) fordert hingegen eine strikt defensive Ausrichtung. +Angesichts der Erfahrungen anderer Länder und auch im Lichte des +Bundestagshacks kann die staatliche Entwicklung von Sicherheitslücken +für den Gebrauch durch Militärs und Geheimdienste nicht Bestandteil +einer nachhaltigen Sicherheitsarchitektur sein. Erinnert sei nur an den +ETERNALBLUE-Exploit der NSA, der die Grundlage für die verheerenden +Trojaner Wannacry und NotPetya bildete, die bisher nicht dagewesene +Schäden weltweit verursachten. + +Der Wunsch der deutschen Geheimdienste, mit NSA und GCHQ „auf +Augenhöhe“ mitzucybern, darf nicht Maßstab einer Strategie für +Sicherheit im digitalen Raum sein. Stattdessen müssen die für die +Agentur eingeplanten Ressourcen ausschließlich für defensive Forschung +verwendet werden. Dazu gehört, die Softwarequalität grundlegend zu +verbessern und die an Universitäten erforschten und entwickelten +Technologien für sichere digitale Systeme schnellstmöglich breit in die +industrielle Praxis zu bringen. + +Eine sinnvolle Strategie für eine sichere digitale Welt für Bürger und +Wirtschaft erfordert, unabhängige zivile Organisationen und auch das +Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zu +stärken, und gerade keine weitere Militarisierung und +Vergeheimdienstlichung des Themas. „Wenn die Bundeswehr und die +Geheimdienste den Ton bei der Agentur angeben, wird der Schwerpunkt auf +Cyber-Offensiv-Waffen liegen“, sagte CCC-Sprecher Frank Rieger. „Dies +ist das falsche Signal und wird die desolate Situation in der +IT-Sicherheit verschlechtern und nicht verbessern.“ + +Ob ein „Zurückhacken“ und offensive digitale Angriffe, zumal durch das +deutsche Militär, überhaupt mit geltendem deutschen Recht und dem +Völkerrecht vereinbar ist, steht ohnehin in Zweifel. \[1\] Darüber kann +auch die euphemistische Verbrämung des Vorhabens durch +die irreführende Namensgebung der Agentur nicht hinwegtäuschen. Dass +offenbar militärische, geheimdienstliche und polizeiliche Interessen +weiter vermengt werden, wenn die Agentur diese aus gutem Grund rechtlich +getrennten Bereiche bedient, ist nicht akzeptabel. + +#### Links: + +\[1\] Rechtliche Bewertung der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags +zum +„Zurückhacken“:  -- cgit v1.2.3