From f1c9b7ccd9f56e159125e50208697e7e509bf47a Mon Sep 17 00:00:00 2001 From: 46halbe <46halbe@berlin.ccc.de> Date: Tue, 8 Sep 2009 13:22:53 +0000 Subject: committing page revision 2 --- updates/2006/ptb-bestaetigt-nichteignung.md | 85 ++++++++++++++--------------- 1 file changed, 41 insertions(+), 44 deletions(-) (limited to 'updates') diff --git a/updates/2006/ptb-bestaetigt-nichteignung.md b/updates/2006/ptb-bestaetigt-nichteignung.md index 33d6d5c4..c06c2447 100644 --- a/updates/2006/ptb-bestaetigt-nichteignung.md +++ b/updates/2006/ptb-bestaetigt-nichteignung.md @@ -1,15 +1,10 @@ title: PTB bestätigt Nichteignung - Wahlcomputer grundsätzlich unsicher date: 2006-11-13 00:00:00 -updated: 2009-04-18 19:12:39 -author: presse +updated: 2009-09-08 13:22:53 +author: 46halbe tags: update - -Der Chaos Computer Club (CCC) begrüsst die bei der Physikalisch- -Technischen Bundesanstalt (PTB) aufgekommenen grundsätzlichen Zweifel -an der Verwendbarkeit von Wahlcomputern. Die Grundlage der -Bauartzulassung für den Einsatz der Computer bei Wahlen ist damit als -hinfällig zu betrachten. +Der Chaos Computer Club (CCC) begrüßt die bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) aufgekommenen grundsätzlichen Zweifel an der Verwendbarkeit von Wahlcomputern. Die Grundlage der Bauartzulassung für den Einsatz der Computer bei Wahlen ist damit als hinfällig zu betrachten. @@ -17,41 +12,40 @@ hinfällig zu betrachten. Noch im Oktober mochte der für die Zulassung der Wahlcomputer zuständige Fachbereichsleiter der PTB, Dieter Richter, keine praktischen Möglichkeiten zur Manipulation von Wahlcomputern sehen. Gegenüber der -Zeitschrift c't und der Nachrichtenagentur AP musste er nun allerdings -in einem Interview einräumen, dass Wahlcomputer grundsätzlich -manipulierbar sind. Damit bestätigte er entsprechende Ergebnisse des -CCC. +Zeitschrift c't und der Nachrichtenagentur AP mußte er nun allerdings in +einem Interview einräumen, daß Wahlcomputer grundsätzlich manipulierbar +sind. Damit bestätigte er entsprechende Ergebnisse des CCC. -Richter bekräftigte, dass die vom CCC nachgewiesenen Unsicherheiten und +Richter bekräftigte, daß die vom CCC nachgewiesenen Unsicherheiten und Manipulationsmöglichkeiten praktisch anwendbare Szenarien sind, welche die Sicherheit deutscher Wahlen real gefährden. "Es gibt bei diesem Konzept keinen absoluten Schutz gegen Insider-Angriffe," sagte Richter. Solche Innentäter sind mit Abstand das wahrscheinlichste -Angriffsszenario. So wurde 2002 in Dachau aufgedeckt, dass mehrere +Angriffsszenario. So wurde 2002 in Dachau aufgedeckt, daß mehrere Kommunalwahlen von Mitgliedern der örtlichen CSU manipuliert wurden. Ohne die Möglichkeit der nachträglichen Auszählung der Wahlzettel wäre -der Betrug nicht nachweisbar gewesen - eine Möglichkeit, die bei +der Betrug nicht nachweisbar gewesen – eine Möglichkeit, die bei Wahlcomputern nicht mehr gegeben ist. Der Wahlskandal von Dachau wäre mit Nedap-Maschinen niemals aufgeflogen. -Richter sagte zur bisherigen Haltung des Innenministeriums, dass die +Richter sagte zur bisherigen Haltung des Innenministeriums, daß die Wahlcomputer hinreichend manipulationssicher seien: "Wir würden jetzt, in dieser neuen Lage, dem Ministerium nicht mehr raten, die Erklärung ohne Einschränkung abzugeben." -Die Ansicht der PTB, dass erst durch die Publikation der Funktionsweise +Die Ansicht der PTB, daß erst durch die Publikation der Funktionsweise der Wahlcomputer im Rahmen der CCC-Analyse eine "neue Situation" entstanden sei, wirft allerdings ein erschreckendes Licht auf die Sicherheitsphilosophie der Behörde. "Ob man nun in Zukunft grundsätzlich -und generell ausschließen muss, jemals wieder Elektronik bei Wahlen +und generell ausschließen muß, jemals wieder Elektronik bei Wahlen einzusetzen, die nach dem Prinzip Security by Obscurity operiert, möchte ich nicht abschließend beurteilen. Ich kann mir bestimmte Umstände vorstellen, unter denen dies vorstellbar ist," sagte Richter. Welche -Umstände das sein könnten, ließ er bezeichnenderweise offen - als Bürger -möchte man sich das ungern ausmalen. Er räumte immerhin ein, dass +Umstände das sein könnten, ließ er bezeichnenderweise offen – als Bürger +möchte man sich das ungern ausmalen. Er räumte immerhin ein, daß "'Security by Obscurity' aus IT-Sicherheitssicht nicht das Idealkonzept -ist." +ist". Es stellt sich nun die Frage, warum die Oberbürgermeisterwahl in Cottbus im Oktober 2006 und die Bundestagswahl 2005 mit Wahlcomputern @@ -61,12 +55,12 @@ zweifelhaften Wahlcomputer anhängig. "Bisher gibt es keine Erkenntnisse über Manipulationsversuche an Wahlgeräten in Deutschland," sagte Richter gegenüber der c't. Angesichts der schwerwiegenden Mängel in den Prüfmethoden der PTB bei der Bauartzulassung der Wahlcomputer ist nicht -zu erwarten, dass sie eine geschickte Manipulation tatsächlich erkennen +zu erwarten, daß sie eine geschickte Manipulation tatsächlich erkennen und aufdecken könnte. -Richter betonte in dem Interview, dass trotz der technischen Mängel das +Richter betonte in dem Interview, daß trotz der technischen Mängel das Gesamtpaket an Sicherheitsmaßnahmen eine manipulationsfreie Wahl -garantieren könne. Doch schon die Annahme von Richter, dass "die Geräte +garantieren könne. Doch schon die Annahme von Richter, daß "die Geräte sicher bei den Kommunen verwahrt" seien, zeugt von einer beängstigenden Realitätsferne, wie die [Wahlbeobachtung des CCC in Cottbus](/de/updates/2006/bericht-ob-wahl-cottbus) gezeigt hat. @@ -79,27 +73,26 @@ Verwahrung" ohnehin nicht mehr die Rede sein. Das Bundesinnenministerium wurde erst vom CCC über die Verbringung der Nedap-Computer ins Ausland informiert, die in Eigenregie der Gemeinden stattfindet. -Bezüglich der Abstrahlungen der Wahlcomputer gab Richter zu, dass nur -die allgemeine elektromagnetische Verträglichkeit getestet wurde. -Gezielte Tempest-Angriffe, mit denen es möglich ist, den Wahlvorgang -"abzuhören", wurden nicht erprobt. Als Begründung für diesen Umstand -sagte Richter, dass erste Messungen für "vernachlässigbar" und -"unkritisch" gehalten wurden. Dass noch aus 25 Metern Entfernung -zumindest bei einigen Geräteserien problemlos abgehört werden kann, -zeigten erst die [Ergebnisse des CCC. -\[2\]](http://www.youtube.com/watch?v=B05wPomCjEY) +Bezüglich der Abstrahlungen der Wahlcomputer gab Richter zu, daß nur die +allgemeine elektromagnetische Verträglichkeit getestet wurde. Gezielte +Tempest-Angriffe, mit denen es möglich ist, den Wahlvorgang "abzuhören", +wurden nicht erprobt. Als Begründung für diesen Umstand sagte Richter, +daß erste Messungen für "vernachlässigbar" und "unkritisch" gehalten +wurden. Daß noch aus 25 Metern Entfernung zumindest bei einigen +Geräteserien problemlos abgehört werden kann, zeigten erst die +[Ergebnisse des CCC. \[2\]](http://www.youtube.com/watch?v=B05wPomCjEY) Die Frage danach, welche Bauartunterschiede zwischen den deutschen und holländischen Computern bestehen, beantwortete der Experte folgendermaßen: "Wir vermuten, haben aber keinen Beleg dafür, dass es unterschiedliche Produktionsserien beim Hersteller gibt, und dass der holländischen Initiative ältere, weniger gut geschirmte Geräte zur -Verfügung standen." Dass die PTB nicht einmal solch grundlegende -Informationen über die Wahlcomputer hat, zeigt einmal mehr, dass diese +Verfügung standen." Daß die PTB nicht einmal solch grundlegende +Informationen über die Wahlcomputer hat, zeigt einmal mehr, daß diese wichtigen Funktionen der Demokratie nicht an irgendeinen Apparate-Hersteller delegiert werden dürfen. -Dass Nedap und die PTB sich erdreisten, die technischen Einzelheiten und +Daß Nedap und die PTB sich erdreisten, die technischen Einzelheiten und Prüfberichte der Wahlcomputer und ihrer Evaluierung geheimzuhalten, ist ein grundlegender Verstoß gegen das Transparenzgebot für Wahlen. Richter erklärte dazu unverblümt: "Prüfberichte sind nicht als Beschreibung @@ -110,7 +103,7 @@ sich eine grundlegende Fehlkonstruktion, die im Hinblick auf die Sicherheit freier Wahlen ein unhaltbarer Zustand ist. Richter beklagte in dem Interview die mangelnde Kooperation des Chaos -Computer Club, den er "diesbezüglich konsultiert" habe. Der CCC zeigt +Computer Clubs, den er "diesbezüglich konsultiert" habe. Der CCC zeigt sich von dieser Aussage überrascht, da bisher weder beim CCC noch bei der holländischen Initiative "Wij vertrouwen stemcomputers niet" eine offizielle Kooperationsanfrage eingegangen ist. Ein vom CCC initiiertes @@ -121,19 +114,19 @@ einer Kooperation kann jedoch nicht das Flicken von Löchern an einem prinzipiell unsicheren System sein. Einzig eine grundsätzliche Abschaffung der Wahlcomputer löst das Problem. -Richter erkannte ganz richtig: "E-Voting - in welchen Formen auch immer -- ist nicht nur eine technische Frage, sondern auch eine Frage des +Richter erkannte ganz richtig: "E-Voting – in welchen Formen auch immer +– ist nicht nur eine technische Frage, sondern auch eine Frage des Vertrauens in das, was für den Wähler nicht mehr transparent nachvollziehbar ist." Er führte dazu weiter aus: "Es reicht nicht, ein von Spezialisten nachvollziehbares, sicheres technisches System zu haben." Jedoch sind weder die Nachvollziehbarkeit noch die technische Sicherheit der Computer gegeben, wie Richter zuvor selbst einräumen -musste. Der Chaos Computer Club fordert daher weiterhin die sofortige +mußte. Der Chaos Computer Club fordert daher weiterhin die sofortige Rücknahme der Bauartzulassung und gleichzeitig die endgültige Abschaffung der rechtlichen Möglichkeit, Computer zur Stimmabgabe bei Wahlen in Deutschland zuzulassen. -Dass Deutschland mit Wahlcomputer-Problemen nicht alleine steht, zeigten +Daß Deutschland mit Wahlcomputer-Problemen nicht allein steht, zeigten auch die Nachrichten der letzten Woche: Etwa die Hälfte der wahlberechtigten US-Amerikaner haben ihre Stimme mit Wahlcomputern abgegeben. Massive Zweifel an deren Sicherheit waren bereits vor der @@ -149,9 +142,11 @@ gefordert wird, hat mittlerweile über 32.000 Mitzeichner. Gerade jetzt zählt jede Stimme! Für weitere Fragen und Interviewwünsche steht das Presseteam des CCC -gerne zur Verfügung. Es ist per eMail an [presse\@ccc.de](presse@ccc.de) -zu erreichen. Telefonisch steht außerdem Florian Holzhauer, einer -unserer Sprecher, unter der Nummer 0157 738 242 67 zur Verfügung. +gerne zur Verfügung. Es ist per E-Mail an +[presse\@ccc.de](http://mce_host/de/nodes/392/presse@ccc.de) zu +erreichen. + +  - \[1\] [http://www.ccc.de/updates/2006/bericht-ob-wahl-cottbus](/de/updates/2006/bericht-ob-wahl-cottbus) @@ -159,3 +154,5 @@ unserer Sprecher, unter der Nummer 0157 738 242 67 zur Verfügung. - \[3\] - \[4\] [http://www.ccc.de/petition](/de/petition) + +  -- cgit v1.2.3