Die Christenheit

Wir haben es schon gut. So einmal, wenn es noch nicht so richtig ganz dolle kalt ist, haben wir uns alle mal so richtig ganz dolle lieb.

Man hockt dann aufeinander, erinnert sich, die Altvorderen nennen es Besinnen. - Naja. - Meist besinn ich mich nur auf die verzweifelten Versuche, den aufgestauten Frist herunterzuspuelen. Will sagen: mit viel Alkohol wegzuputzen.

Ich habe es geschafft, ohne auch nur die geringste Geschenkidee (geschweige denn Geschenke) meine Familie heimzusuchen. Ich wurde so gegen 15 Uhr aus dem Bett geklingelt, ob ich denn nicht die Bescherung miterleben wollte. In Anbetracht meines dicken Schaedels fand ich die Idee nicht vollends prickelnd, aber die innige Reflexion der Konsequenzen eines komplett verpeilten Heilig Abends trieben mich dann doch aus der Falle. Dank der wirklich miserablen Ausstattung meines Kuehlschranks (ich werde dann nach dem Zwangskonsumverbot mal wieder aufstocken gehen) schleppte ich den Kater bis nach Marzahn. Dort bot sich mir dann der Hungerkiller Kirschtorte und Plaetzchen dar. Ich hoffe, dass mein Leiden bemerkt wurde.

Das traditionelle Singen war ziemlich toll, auf "mit Gitarre in der Hand irgendwas darzubieten" bin ich wohl schon ausreichend konditioniert. Ob die anderen meine spontanen Zweitstimmen und Gitarrensoli zu den Weihnachtsliedern auch so spannend fanden, wage ich zu bezweifeln.

Die Bescherung an sich lief so an mir vorbei. Ich hab wohl Socken und einen Praesentkorb bekommen. Meine Mama hat sich naemlich mal wieder mein Zimmer angeschaut. Um 15 Uhr morgens!!! Sie hat fieserweise am 20. oder 21. beim Schlafen gehn um 10 Uhr angerufen, ob ich denn um 3 noch zu hause sei. Und nachdem sie meinen Mitbewohner aus dem Bett geklingelt hat, stand sie dann wirklich in meinem Zimmer. Ich mochte ob eines Herrenproblems nicht sofort heruntersteigen, aber die Zeit hat sie wohl zur ausgiebigen Inspektion meines Wohnraums genutzt. - Einen Praesentkorb also. Mit Alkoholika (wie so wohl darauf kommt), nicht verderblicher Nahrung, einem 1l-Pack Kakao (was ich wirklich kool fand) und so Naschzeug. Dank einiger redegewandter Kniffe, fiel meine komplette Geschenklosigkeit nicht weiter auf. Meiner Schwester vermachte ich die ihr irgendwann dieses Jahr verliehene Funknetzwerkkarte, mein Opa hat eh nicht mitbekommen, wer ihm was geschenkt hat und meine Eltern haben es (hoffentlich) mittlerweile aufgegeben.

Beim Mensch-Aerger-Dich-Nicht bin ich dann Letzter geworden. Warum ich das erwaehne? Bei dem Spiel hat mein Opa erwaehnt, dass er fuer uns "Nappa- Lederjacken" herumliegen haette, wir duerften uns welche aussuchen. - Geil! irgendein ehemaliger Kollege, der jetzt Haustuergeschaefte macht, hat Opa besucht und ihm fuer 500EUR 10 Lederjacken und -westen uebergeholfen. Die ihm nicht einmal passten. Dieser verdammt Flachw****er. Beim spaeteren Angucken stellte sich heraus, dass die nicht mal besonders huebsch sind. Und Nappa schonmal eher gar nicht. Ich hab dann kurzentschlossen alle Jacken geschnappt, teilweise fotografiert (Link folgt noch) und werde sie die naechsten Tage auf eBay loszuwerden versuchen, damit Opa wenigstens Teile seines Geldes wiedersieht.

Wo ich gerade beim Fotografieren bin: ich habe mir noch ein Spielzeug aquiriert, das ich dann nachtraeglich als Geschenk von Opa umdeklariert habe. Eine Mustek 4000 DV. Soll heissen: ein Geraet, das nur halb so gross ist, wie mein iPod und Filme und mp3s aufnehmen kann. Ziemlich cool. Wenn ich herausgefunden habe, wie ich die .afs, die da herausfallen, in irgendwas Nicht-proprietaeres umzuwandeln, werden kleinere Clips mein Blog bereichern. Ich habe da schon ein paar Impressionen, die mich beschaeftigt haben, aufgezeichnet.

(Abrupter Themenabbruch) Nach dem netten Fest und der Nachhausefahrt bei Papa hinten im Auto trieb es mich dann endlich auf die Piste. Die ausgewiesene Touristenstrasse, die ich mein zu hause nenne, war unglaublich leer. Waehrend man normal stundenlang auf Parkplatzsuche ist, boten sich einem diesmal ICE-kompatible Parkluecken. Der Grund? Das gesamte Studentenpack aus Sued- und/oder Westdeutschland, das fuer gewoehnlich Kunden und Bedienung in der Gegend stellt, hat sich lieber daheim in Dortmund oder Stuttgart unter dem Weihnachtsbaum breitgemacht. Da ich aber gerade ohne Kfz bin, konnte die Freude ueber Parkplaetze deutlich nicht den Frust ueber die geschlossenen Lokale wettmachen. Ich habe mich dann mit Kumpel Robert im Coyote niedergelassen. Er hat so eins, zwei traurige Frauengeschichten zu erzaehlen gehabt, die prima mit dem Bier und Cocktail-gemisch harmoniert haben. Weil der Rest der Bagage noch an Fundamentalistenfeiern (so Mitternachtsmesse oder sowas) teilnehmen mussten, ging es dann erst so gegen halb eins weiter nach Prenzlauer Berg. Im ehemaligen H20 war es schon ein wenig gemuetlicher, die Kundschaft war dagegen aber auch anstrengender. (Wohl inklusive mir.) Die Nacht endete bloederweise mit den zwei Sitz-Entenschnaebeln zum Bett zusammengeschoben in der Firma. Heute gab es kurzes bcc angucken und wieder trinken. Ich muss mal einen Tag nuechtern bleiben. Nur so um zu gucken, wie das ist. Geht ja auch ins Geld.

Die Geschichte mit der Chemie-Klausur folgt noch. Keine Angst. Ich muss nur den Scanner wieder heile machen.