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title: Chaos macht Schule
date: 2010-05-06 17:34:00 
updated: 2012-05-22 22:24:14 
author: bine
tags: chaos macht schule, lehrerbildung, medienkompetenz, elternbildung

Chaos macht Schule ist eine seit etwa 2008 bestehende Initiative mehrerer Erfa-Kreise des Chaos Computer Club (CCC), die mit verschiedenen Bildungsinstitutionen zusammenarbeiten. Ziel des Projekts ist es, Schüler, Eltern und Lehrer in den Bereichen Medienkompetenz und Technikverständnis zu stärken. 

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### Die Motivation

Neue Medien haben inzwischen die Gesellschaft und damit die Lebenswelt
der Schüler erreicht – nicht nur als Wissenspeicher und
Informationsquelle, sondern gerade auch als Kommunikationsplattform des
eigenen sozialen Netzes. Mit dem Internet als populärem Medium
vollziehen sich daher auch im schulischen Alltag sehr vielfältige und
rasante Entwicklungen, die den Bildungsinstitutionen steigende
Aufmerksamkeit und ein hohes Aktualitätsbewusstsein abverlangen, um im
Rahmen ihrer Bildungsaufgaben all die neu entstehenden Themenfelder
adäquat abzudecken.

Während dieses Wissen nur verzögert in die Lehr- und Bildungspläne
einfließt und es für viele Eltern schier unmöglich ist, mit dieser
rasanten Entwicklung schritt zu halten, werden die Schüler bereits jetzt
mit den Auswirkungen konfrontiert.

Da im CCC schon immer ein selbstverständlicher, aber trotzdem kritischer
Umgang mit modernster Technik, vor allem auch im Bezug auf das Internet,
gelebt wird, sehen wir uns in der Pflicht Interessierte über die
Möglichkeiten, Risiken und Grenzen des Werkzeugs Internet aufzuklären.
Dies betrifft vor allem Jugendliche, aber auch die Eltern und Lehrer,
damit diese ihre Schutzbefohlenen mit den Risiken der Technik nicht
alleine lassen müssen.

### Das Angebot

Mehrere [Erfa-Kreise](/de/club/erfas "Erfa-Kreise") bieten unter dem
Titel *Chaos macht Schule* ein eigenständiges Vortrags-, Workshop- und
Schulungsangebot zu Themen wie Internetnutzung, Risiken von sozialen
Netzen, Datenschutz, Urheberrecht im Netz und verwandten Themen an.

Im Folgenden einige Beispiele aus der laufenden Arbeit:

#### Veranstaltungen mit Schülern

Immer wieder gibt es in den Medien Berichte über Datenschutzprobleme und
Mobbingvorfälle in den meist von Schülern genutzten sozialen Netzwerken.
Dadurch aufgeschreckt oder gar selbst durch solche Vorfälle betroffen,
wollen viele Schulen die Schüler besser schützen und wenden sich daher
auf der Suche nach Ansprechpartnern an uns. Wir suchen allerdings auch
selbständig den Kontakt mit Schulen, Jugendeinrichtungen oder
Bibliotheken.

Je nach geplantem Rahmen und zur Verfügung stehender Zeit – von ein,
zwei Schulstunden bis hin zu mehrtägigen Projekten – versuchen wir
zunächst ein gewisses technisches Grundverständnis aufzubauen und
grundlegende Fragen zu klären. Viele Schüler benutzen zwar die digitalen
Medien, verstehen aber nicht die komplexen technischen Details, die eine
mündige Teilnahme am Internet erst ermöglichen. Darauf aufbauend
besprechen wir dann die deutlich wichtigeren, hinterliegenden sozialen
Fragen wie:

-   Was ist Privatsphäre und wo ziehen die Schüler die Grenzen ihrer
    eigenen Privatsphäre?
-   Was ist Datenschutz und warum ist er wichtig?
-   Was verstehe ich unter dem Begriff *Freund*?
-   Wem vertraue ich z.B. in sozialen Netzwerken? Technik? Betreiber?
    Mitnutzer?
-   Glaube ich alles, was im Internet steht?
-   Wo stehen die Schüler beim Thema Urheberrecht? Wo sehen sie
    Probleme, wo Änderungsbedarf?

Bei den Veranstaltungen legen wir viel Wert auf eine altersgerechte –
meist besuchen wir die Klassenstufen 5 bis 12, aber vereinzelt werden
wir auch von Grundschulen angefragt – Behandlung der Themen; so wird die
Frage, wie das Internet eigentlich funktioniert, zum Beispiel mal in
einem Vortrag, mal per Tafelbild oder in den unteren Stufen über die
Flüsterpost- und Postkartenmetaphern geklärt.

Ein weiterer Programmpunkt ist beispielsweise ein *Rundgang durchs
Internet*: Die Schüler erzählen welche Dienste im Internet sie
alltäglich nutzen. Dabei sollen sie dann selbst versuchen zu erklären,
warum sie welchen Dienst nutzen, welche Vor- und Nachteile oder welche
möglichen Problemfelder sie sehen. Dies wird dann meist mit Postern usw.
visualisiert und besprochen.

Selbstverständlich bringen wir stets unsere eigenen Erfahrungen ein. Wir
versuchen dabei nicht den Kindern die Nutzung fragwürdiger Dienste zu
verbieten, sondern sie zum Überdenken ihres Handelns zu motivieren. Wenn
sie sich aktiv für die Nutzung entscheiden, versuchen wir Alternativen
aufzuzeigen und durch Verhaltensempfehlungen zu helfen: Welche
Privatsphäreoptionen gibt es? Was ist ein sicheres Passwort und wie kann
ich es mir leicht merken?

Auch haben wir mit den Schülern das [Planspiel
Datenschutz](http://schule.muc.ccc.de/lehrerfortbildung "CCC München: Planspiel Datenschutz")
gespielt, anhand dessen sie nicht nur Lieferanten von Daten und deren
Erfasser sind, sondern im zweiten Teil diese Daten auch nutzen und damit
auch Opfer von Auswertungen werden.

Gegen Ende bleibt oft auch genügend Zeit für eine offene Fragerunde –
wenn sich diese nicht sowieso schon während der Veranstaltung ergeben
hat. Prinzipiell gilt, daß die Schüler das Tempo, die zu behandelnden
Unterthemen, den Medieneinsatz usw. bestimmen. Fragen sind unsererseits
erwünscht, denn wir wollen keine Folien durchpeitschen: Unser Wunsch ist
die Eigeninitiative der Schüler.

#### Medienscouts

Schüler als *Medienscouts* für andere Schüler auszubilden ist ein
Projekt der Stadt Mannheim. Hier bildet der CCC gemeinsam mit der
örtlichen Polizei, dem Jugendamt und dem Stadtjugendring ausgewählte
Schüler zu sog. Medienscouts aus. Diese sollen für die Schüler einer
Schule als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, zum Beispiel bei
Ereignissen wie "der andere hat ein Video auf Youtube gestellt, das will
ich aber da 'raushaben" oder "Wie ist das eigentlich, wenn ich eine
Serie on Stream schaue, ist das auch schon verboten?". Die Beteiligten
haben eine Ausbildung entwickelt, bei dieser der CCC Mannheim einige
Sitzungen eigenständig gestaltet und an den Schulen durchführt.

In anderen Städten beteiligen wir uns an den rein schulinternen
Programmen zur Ausbildung von Schülermentoren im Bereich Informatik.

#### Veranstaltungen mit Eltern

Neben den Schülerveranstaltungen haben viele Eltern erkannt, daß sie
ihren Kindern nur dann Halt bieten können, wenn sie sich selbst mit
deren digitaler Lebenswelt auseinandersetzen, scheuen aber oftmals – aus
Angst vor Verlust ihrer Expertenstellung – das direkte Nachfragen bei
ihren Kindern. Sie suchen daher über die Schulen kompetente
Ansprechpartner für Themen- oder Elternabende. In dieser eher privaten
Atomsphäre und ohne die Angst, sich vor den Kindern durch Unwissenheit
zu blamieren, lassen sich dann viele Fragen leichter stellen und
beantworten.

Inhaltlich geht es bei den Eltern um die selben Themengebiete, die auch
in den Schülerveranstaltungen besprochen werden, allerdings natürlich um
die Erziehungsproblematiken ergänzt: Ab wann sollen Kinder den Computer
bzw. das Internet nutzen? Wo steht der PC, welche Software brauche ich
und welche Nutzungsbeschränkugen sind denkbar? Warum findet mein Kind
Videospiele so interessant und welche spielt es? Wie trete ich mit
meinem Kind über das Thema in Kontakt? Auch wird bei
Elternveranstaltungen oft die Suchtprävention im Bereich der Internet-,
Videospiel- und Computersucht thematisiert; bei dem Verdacht auf eine
echte Suchterkrankung sollte man allerdings einen medizinischen Experten
oder die Suchtberatungsstellen aufsuchen. Ebenso steht das Thema
Urheberrecht oft auf der Themenliste, aber auch hier gilt: Die wenigsten
von uns sind Juristen, wir machen keine Rechtsberatung.

Meist findet die Veranstaltung in Form eines einleitenden Vortrags
statt, der die digitale Lebenswelt der Schüler darstellt – teilweise
live in einem ersten, geführten Kontakt mit sozialen Netzwerken. Es
werden Vor- und Nachteile aufgezeigt, Problemfelder benannt und
Lösungsvorschläge diskutiert. Ebenfalls versuchen wir den Erwachsenen
die Faszination der Schüler begreiflich zu machen: Was finden die
Schüler so interessant? Was ist der Reiz? Diese Fragen werden teils aus
pädagogischer, teils aus psychologischer Sichtweise beleuchtet. Im
Anschluss findet dann eine offene Fragerunde und Diskussion statt.

Entscheidend dabei ist, daß die meisten Probleme nicht rein technischer
Natur sind, sondern eine Dank der digitalen Medien verstärkte, aber
bereits bekannte soziale Problematik thematisieren. Es ist daher auch
klar, daß rein technische Maßnahmen zu kurz greifen: Es gibt keine
One-Click-Lösung. Weder Software wie Filterprogramme, noch unsere
Referenten, können Eltern von ihrer Erziehungsverantwortung befreien
oder gar diese Arbeit abnehmen; wir können keine anwendungsfertigen
Lösungen verteilen. Was wir allerdings leisten können ist eine fundierte
Einschätzung des digitalen Schülerlebens, gepaart mit Hintergrundwissen
und vielen Tipps sowie Erfahrungen: Eine Hilfestellung für
medienkompetente Schüler und Erwachsene.

Idealerweise finden im Vorfeld – beispielsweise im Vormittagsunterricht
vor dem Elternabend – des Angebots für die Eltern auch einige Einheiten
für die Schüler statt. Dann könnnen wir mit den Eltern direkt die Themen
besprechen, die gerade bei den Schülern aktuell sind.

#### Lehrerausbildung

In München hat es sich durch Zufall – aber auch daraus folgende
Eigeninitiative – ergeben, daß wir gemeinsam mit den Münchner
Universitäten an der Weiterbildung der Informatiklehrer arbeiten.
Beispielsweise waren wir an einer Informatiklehrertagung in Passau und
haben einen Vortrag zum gläsernen Bürger gehalten. Andererseits wird
aber auch konkretes Anpacken gefragt: Im Rahmen einer
Informatiklehrerfortbildung der TU München haben wir in einem Workshop
u.A. offengelegt, was ein Nutzer nur durch seinen Webbrowser
hinterlässt. Dies geschah mit Hilfe einfacher Werkzeuge, die
beeindruckende – und schockierende! – Ergebnisse liefern, und von den
Lehrern direkt im Unterricht angewendet werden können. Mehr
Informationen dazu auf der [zugehörigen
Wikiseite](http://schule.muc.ccc.de/Lehrerfortbildung#tracking_im_web "CCC München - Lehrerfortbildung").

Daneben motivieren wir Lehramtsstudierende des Fachs Informatik, sich
mit dem Themenfeld "Datenschutz und Datensicherheit" in ihrer
Zulassungs- oder einer Projektarbeit zu beschäftigen. Dies geschieht mit
Hilfe kurzer Vorstellungen unserer Arbeit in den entsprechenden
Lehrveranstaltungen – bei Interesse bieten wir eine inhaltliche
Betreuung an. Hier sind schon einige eigenständige Projekte und daraus
resultierende Unterrichtsmaterialien entstanden.

Auch in anderen Städten findet eine Zusammenarbeit mit den lokalen
Hochschulen und regionalen Medienzentren statt oder ist zumindest
geplant, aber auch schulinterne Weiterbildungen unterstützen wir
regelmäßig. Falls Sie mit der Lehreraus- und fortbildung zu tun haben,
und wir nun Ihr Interesse geweckt haben, zögern Sie nicht, [uns zu
kontaktieren](/de/contact "Kontakt").

### Kontakt

Mehr Informationen zum jeweiligen Angebot und den regionalen
Ansprechpartnern gibt es direkt bei den beteiligten Gruppen:

-   [Darmstadt](http://chaos-darmstadt.de/ "CCC Darmstadt")
-   [Dresden](http://c3d2.de/ "CCC Dresden")
-   [Hamburg](http://wiki.hamburg.ccc.de/Projekt:Chaos_Macht_Schule "CCC Hamburg")
-   [Karlsruhe](https://entropia.de/Chaos_macht_Schule "CCC Karlsruhe")
-   [Köln](https://koeln.ccc.de/ "CCC Köln")
-   [Mannheim](https://www.ccc-mannheim.de/wiki/Chaos_macht_Schule "CCC Mannheim")
-   [München](http://schule.muc.ccc.de/ "CCC München")
-   [Stuttgart](http://www.cccs.de/ "CCC Stuttgart")
-   [Ulm](http://ulm.ccc.de/ "CCC Ulm")
-   [Augsburg](http://c3a.de/ "Chaostreff Augsburg")
-   ...

Sollte sich kein [Erfa-Kreis](/de/club/erfas "Erfa-Kreis") in Ihrer Nähe
befinden, wenden Sie sich direkt an die bundesweite Mailingliste
<schule@lists.ccc.de> – oft findet sich hier ein Ansprechpartner in
Ihrer Gegend.