Ausgeknipst

Eine der beeindruckendsten Erfahrungen in diesem Jahr war, den Sternenhimmel zu sehen. Und das nicht in der homoeopatischen Darreichungsform, die der Mitteleuropaer gewohnt ist. Nein, im direkten Kontrast zum Milchsuppenhimmel in Tokyo, an dem man mit viel Muehe den Polarstern ausmachen kann, habe ich kaum 72h spaeter mit dem Ruecken auf einer eher abgelegenen Strasse in einem abgelgenen Gebiet Nordaustraliens eine Ahnung davon erhalten, wie unsere Vorfahren wohl den Himmel erlebt haben.

Der Anblick ist schwer zu beschreiben, man wird foermlich ueberwaeltigt von tausenden und abertausenden funkelnder Punkte, und ueberall, wo man meinte, dunkle Bereiche zu entdecken, werden sie beim genaueren Hinschauen mit noch mehr Sternen gefuellt. Waehrend der zwei Wochen Fahrt durch Australien habe ich diesen Himmel liebgewonnen.

In Europa sieht es – wie eingangs erwaehnt – am Himmel ziemlich truebe aus. Durch Streuung in der Luft und partielle Reflexion in den hoeheren Schichten der Atmosphaere trifft man in Mitteleuropa nirgends mehr auf Orte mit aussergewoehnlich dunklem Himmel.

Waehrend Slovenien in einem Gesetz aus dem Sommer dieses Jahres versucht, der Lichtverschmutzung Einhalt zu gebieten, fallen andere europaeische Staaten wie Belgien mit den nachts grell beleuchteten Autobahnen besonders stark auf Satellitenbildern auf.

Daneben gibt es noch hunderte andere Quellen der Lichtverschmutzung, von schlecht gerichteter Strassenbeleuchtung ueber Reklametafeln, Diskoleuchtfingern, Flutlichtanlangen bis zum Strassenverkehr. Das Abblendlicht eines einzigen vorbeifahrenden Autos hat in der australischen Steppe auf der Stelle 75% der Sterne verschwinden lassen.

Nun gibt es am Samstag abend um 2ooo Uhr in Deutschland eine umstrittene Aktion, fuer fuenf Minuten alle Lichter auszuschalten, die auf Energieverschwendung hinweisen soll. Ist mir eigentlich egal, nur – wenn sich alle daran hielten – bestuende die entfernte Moeglichkeit, auch in Berlin mal wieder die Milchstrasse zu sehen.