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authorbine <bine@chaostreff.org>2011-06-26 19:46:00 +0000
committerbine <bine@chaostreff.org>2020-05-23 13:39:01 +0000
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1title: Schule 1title: Chaos macht Schule
2date: 2010-05-06 17:34:00 2date: 2010-05-06 17:34:00
3updated: 2011-06-24 07:47:15 3updated: 2011-06-26 19:46:00
4author: bine 4author: bine
5tags: 5tags:
6 6
7Chaos macht Schule ist eine Initiative verschiedener ERFA-Kreise des 7Chaos macht Schule ist eine seit etwa 2008 bestehende Initiative mehrerer Erfa-Kreise des Chaos Computer Club (CCC), die mit verschiedenen Bildungsinstitutionen zusammenarbeiten. Ziel des Projekts ist es, Schüler, Eltern und Lehrer in den Bereichen Medienkompetenz und Technikverständnis zu stärken.
8Chaos Computer Clubs, die Schülern Medienkompetenz und 8
9Technikverständnis näherbringen soll. Unserer Erfahrung nach ist es 9<!-- TEASER_END -->
10mangels fachgerechter Lerninhalte und aufgrund der rasanten Entwicklung 10
11der IT-Branche für Eltern und Lehrer schier unmöglich, auch nur 11 
12ansatzweise mit dem selbsterlerntem Wissen in Sachen Internet 12
13mitzuhalten. Deswegen sieht sich der CCC sich in der Pflicht, nicht nur 13### Die Motivation
14Schüler, sondern wenn nötig (oder gewünscht) auch Eltern und Lehrer über 14
15die Möglichkeiten, Risiken und Grenzen des Werkzeugs Internet 15Neue Medien haben inzwischen die Gesellschaft und damit die Lebenswelt
16aufzuklären, damit sie ihre Kinder mit den Risiken der Technik nicht 16der Schüler erreicht – nicht nur als Wissenspeicher und
17allein lassen müssen.Da das Internet nicht nur als Schulhilfsmittel, 17Informationsqelle, sondern gerade auch als Kommunikationspalttform des
18sondern auch als allgemeine Wissensquelle, als Kommunikationsplattform 18eigenen sozialen Netzes. Mit dem Internet als populärem Medium
19und, besonders bei Schülern, als soziales Netz dient, hält es überall in 19vollziehen sich daher auch im schulischen Alltag sehr vielfältige und
20unserem Leben einzug. Und weil sich die Ziele der Informationsfreiheit 20rasante Entwicklungen, die den Bildungsinstitutionen steigende
21und dem selbstverständlichen Umgang mit Technik des CCC im Medium 21Aufmerksamkeit und ein hohes Aktualitätsbewusstsein abverlangen, um im
22Internet wiederfinden, engagiert sich der CCC als öffentlicher 22Rahmen ihrer Bildungsaufgaben all die neu entstehenden Themenfelder
23Ansprechpartner dort, wo das Internet in unserem Alltag Einzug hält, um 23adäquat abzudecken.
24ein breiteres Verständnis des Mediums Internet zu vermitteln. 24
25Während dieses Wissen nur verzögert in die Lehr- und Bildungspläne
26einfließt und es für viele Eltern schier unmöglich ist, mit dieser
27rasanten Entwicklung schritt zu halten, werden die Schüler bereits jetzt
28mit den Auswirkungen konfrontiert.
29
30Da im CCC schon immer ein selbstverständlicher, aber trotzdem kritischer
31Umgang mit modernster Technik, vor allem auch im Bezug auf das Internet,
32gelebt wird, sehen wir uns in der Pflicht, Interessierte über die
33Möglichkeiten, Risiken und Grenzen des Werkzeugs Internet aufzuklären.
34Dies betrifft vor allem Jugendliche, aber auch die Eltern und Lehrer,
35damit diese ihre Schutzbefohlenen mit den Risiken der Technik nicht
36allein lassen müssen.
37
38### Das Angebot
39
40Mehrere [Erfa-Kreise](/de/club/erfas "Erfa-Kreise") bieten unter dem
41Titel *Chaos macht Schule* ein eigenständiges Vortrags-, Workshop- und
42Schulungsangebot zu Themen wie Internetnutzung, Risiken von sozialen
43Netzen, Datenschutz, Urheberrecht im Netz und verwandten Themen an.
44
45Im folgenden einige Beispiele aus der laufenden Arbeit:
46
47#### Veranstaltungen mit Schülern
48
49Immer wieder gibt es in den Medien Berichte über Datenschutzprobleme und
50Mobbingvorfällen in den meist von Schülern genutzten sozialen
51Netzwerken. Dadurch aufgeschreckt oder gar selbst durch solche Vorfälle
52betroffen, wollen viele Schulen die Schüler besser schützen und wenden
53sich daher auf der Suche nach Ansprechpartnern an uns. Wir suchen
54allerdings auch selbständig den Kontakt mit Schulen, Jugendeinrichtungen
55oder Bibliotheken.
56
57Je nach geplantem Rahmen und zur Verfügung stehender Zeit – von ein,
58zwei Schulstunden, bishin zu mehrtägigen Projekten – versuchen wir
59zunächst ein gewisses technisches Grundverständnis aufzubauen und
60grundlegende Fragen zu klären. Viele Schüler benutzen zwar die digitalen
61Medien, verstehen aber nicht die komplexen technischen Details, die eine
62mündige Teilnahme am Internet erst ermöglichen. Darauf aufbauend
63besprechen wir dann die deutlich wichtigeren, hinterliegenden sozialen
64Fragen wie:
65
66- Was ist Privatsphäre und wo ziehen die Schüler die Grenzen ihrer
67 eigenen Privatsphäre?
68- Was ist Datenschutz und waurm ist er wichtig?
69- Was verstehe ich unter dem Begriff *Freund*?
70- Wem vertraue ich z.B. in sozialen Netzwerken? Technik? Betreiber?
71 Mitnutzer?
72- Glaube ich alles, was im Internet steht?
73- Wo stehen die Schüler beim Thema Urheberrecht? Wo sehen sie
74 Probleme, wo Änderungsbedarf?
75
76Bei den Veranstaltungen legen wir viel Wert auf eine altersgerechte –
77meist besuchen wir die Klassenstufen 5 bis12, aber vereinzelt werden wir
78auch von Grundschulen angefragt – Behandlung der Themen; so wird die
79Frage, wie das Internet eigentlich funktioniert, zum Beispiel mal in
80einem Vortrag, mal per Tafelbild oder in den unteren Stufen über die
81Flüsterpost- und Postkartenmetaphern geklärt.
82
83Ein weiterer Programmpunkt ist beispielsweise ein *Rundgang durchs
84Internet*: Die Schüler erzählen welche Dienste im Internet sie
85alltäglich nutzen. Dabei sollen sie dann selbst versuchen zu erklären,
86warum sie welchen Dienst nutzen, welche Vor- und Nachteile oder welche
87möglichen Problemfelder sie sehen. Dies wird dann meist mit Postern usw.
88visualisiert und besprochen.
89
90Selbstverständlich bringen wir stets unsere eigenen Erfahrungen ein. Wir
91versuchen dabei nicht den Kindern die Nutzung fragwürdiger Dienste zu
92verbieten, sondern sie zum Überdenken ihres Handelns zu motivieren. Wenn
93sie sich aktiv für die Nutzung entscheiden, versuchen wir Alternativen
94aufzuzeigen und Verhaltensempfehlungen zu helfen: Welche
95Privatsphäreoptionen gibt es? Was ist ein sicheres Passwort und wie kann
96ich mir es leicht merken?
97
98Auch haben wir mit den Schülern das [Planspiel
99Datenschutz](http://schule.muc.ccc.de/lehrerfortbildung "CCC München: Planspiel Datenschutz")
100gespielt, anhand dessen sie nicht nur Lieferanten von Daten und deren
101Erfasser sind, sondern im zweiten Teil diese Daten auch nutzen und damit
102auch Opfer von Auswertungen werden.
103
104Gegen Ende bleibt oft auch genügend Zeit für eine offene Fragerunde –
105wenn sich diese nicht sowieso schon während der Veranstaltung ergeben
106hat. Prinzipiell gilt, dass die Schüler das Tempo, die zu behandelnden
107Unterthemen, den Medieneinsatz usw. bestimmen. Fragen sind unsererseits
108erwünscht, denn wir wollen keine Folien durchpeitschen: Unser Wunsch ist
109die Eigeninitiative der Schüler.
110
111#### Medienscouts
112
113Schüler als *Medienscouts* für andere Schüler auszubilden ist ein
114Projekt der Stadt Mannheim. Hier bildet der CCC gemeinsam mit der
115örtlichen Polizei, dem Jugendamt und dem Stadtjugendring ausgewählte
116Schüler zu sog. Medienscouts aus. Diese sollen für die Schüler einer
117Schule als Ansprechpartner zur Verfügung stehen, zum Beispiel bei
118Ereignissen wie "der andere hat ein Video auf Youtube gestellt, das will
119ich aber da 'raushaben" oder "Wie ist das eigentlich, wenn ich eine
120Serie on Stream schaue, ist das auch schon verboten?". Die Beteiligten
121haben eine Ausbildung entwickelt, bei dieser der CCC Mannheim einige
122Sitzungen eigenständig gestaltet und an den Schulen durchführt.
123
124In anderen Städten beteiligen wir uns an den rein schulinternen
125Programmen zur Ausbildung von *Schülermentoren*
126
127*im Bereich Informatik.*
128
129 
130
131#### Veranstaltungen mit Eltern
132
133Neben den Schülerveranstaltungen haben viele Eltern erkannt, dass sie
134ihren Kindern nur dann Halt bieten können, wenn sie sich selbst mit
135deren digitaler Lebenswelt auseinandersetzen, scheuen aber oftmals – aus
136Angst vor Verlust ihrer Expertenstellung – das direkte Nachfragen bei
137ihren Kindern. Sie suchen daher über die Schulen kompetente
138Ansprechpartner für Themen- oder Elternabende. In dieser eher privaten
139Atomsphäre und ohne die Angst, sich vor den Kindern durch Unwissenheit
140zu blamieren, lassen sich dann viele Fragen leichter stellen und
141beantworten.
142
143Inhaltlich geht es bei den Eltern um die selben Themengebiete, die auch
144in den Schülerveranstaltungen besprochen werden, allerdings natürlich um
145die Erziehungsproblematiken ergänzt: Ab wann sollen Kinder den Computer
146bzw. das Internet nutzen? Wo steht der PC, welche Software brauche ich
147und welche Nutzungsbeschränkugen sind denkbar? Warum findet mein Kind
148Videospiele so interessant und welche spielt es?Wie trete ich mit meinem
149Kind über das Thema in Kontakt? Auch wird bei Elternveranstaltungen oft
150die Suchtprävention im Bereich der Internet-, Videospiel- und
151Computersucht thematisiert; bei dem Verdacht auf eine echte
152Suchterkrankung sollte man allerdings einen medizinischen Experten oder
153die Suchtberatungsstellen aufsuchen. Ebenso steht das Thema Urheberrecht
154oft auf der Themenliste, aber auch hier gilt: Die wenigsten von uns sind
155Juristen, wir machen keine Rechtsberatung.
156
157Meist findet die Veranstaltung in Form eines einleitenden Vortrags
158statt, der die digitale Lebenswelt der Schüler darstellt – teilweise
159live in einem ersten, geführten Kontakt mit sozialen Netzwerken. Es
160werden Vor- und Nachteile aufzeigt, Problemfelder benannt und
161Lösungsvorschläge diskutiert. Ebenfalls versuchen wir den Erwachsenen
162die Faszination der Schüler begreiflich zu machen: Was finden die
163Schüler so interessant? Was ist der Reiz? Diese Fragen werden teils aus
164pädagogischen, teils aus psychologischen Sichtweise beleuchtet. Im
165Anschluss findet dann eine offene Fragerunde und Diskussion statt.
166
167Entscheidend dabei ist, dass die meisten Probleme nicht rein technischer
168Natur sind, sondern eine Dank der digitalen Medien verstärkte, aber
169bereits bekannte soziale Problematik thematisieren. Es ist daher auch
170klar, dass rein technische Maßnahmen zu kurz greifen: Es gibt keine
171One-Click-Lösung. Weder Software wie Filterprogramme, noch unsere
172Referenten, können Eltern von ihrer Erziehungsverantwortung befreien
173oder gar diese Arbeit abnehmen; wir können keine anwendungsfertigen
174Lösungen verteilen. Was wir allerdings leisten können ist eine fundierte
175Einschätzung des digitalen Schülerlebens, gepaart mit Hintergrundwissen
176und vielen Tipps sowie Erfahrungen: Eine Hilfestellung für
177medienkompetente Schüler und Erwachsene.
178
179Idealerweise finden im Vorfeld – beispielsweise im Vormittagsunterricht
180vor dem Elternabend – des Angebots für die Eltern auch einige Einheiten
181für die Schüler statt. Dann könnnen wir mit den Eltern direkt die Themen
182besprechen, die gerade bei den Schülern aktuell sind.
183
184#### Lehrerausbildung
185
186In München hat es sich durch Zufall – aber auch daraus folgende
187Eigeninitiative – ergeben, dass wir gemeinsam mit den Münchner
188Universitäten an der Weiterbildung der Informatiklehrer arbeiten.
189Beispielsweise waren wir an einer Informatiklehrertagung in Passau und
190haben einen Vortrag zum gläsernen Bürger gehalten. Andererseits wird
191aber auch konkretes Anpacken gefragt: Im Rahmen einer
192Informatiklehrerfortbildung der TU München haben wir in einem Workshop
193u.a. offengelegt, was ein Nutzer nur durch seinen Webbrowser
194hinterlässt. Dies geschah mithilfe einfacher Werkzeuge, die
195beeindruckende – und schockierende! –Ergebnisse liefern, und von den
196Lehrern direkt im Unterricht angewendet werden können. Mehr
197Informationen dazu auf der [zugehörigen
198Wikiseite](http://schule.muc.ccc.de/Lehrerfortbildung#tracking_im_web "CCC München - Lehrerfortbildung").
199
200Daneben motivieren wir Lehramtsstudierende des Fachs Informatik, sich
201mit dem Themenfeld "Datenschutz und Datensicherheit" in ihrer
202Zulassungs- oder einer Projektarbeit zu beschäftigen. Dies geschieht mit
203Hilfe kurzer Vorstellungen unserer Arbeit in den entsprechenden
204Lehrveranstaltungen – bei Interesse bieten wir eine inhaltliche
205Betreuung an. Hier sind schon einige eigenständige Projekte und daraus
206resultierende Unterrichtsmaterialien entstanden.
207
208Auch in anderen Städten findet eine Zusammenarbeit mit den lokalen
209Hochschulen und regionalen Medienzentren statt oder ist zumindest
210geplant, aber auch schulinterne Weiterbildungen unterstützen wir
211regelmäßig. Falls Sie mit der Lehreraus- und fortbildung zu tun haben,
212und wir nun Ihr Interesse geweckt haben, zögern sie nicht, [uns zu
213kontaktieren](/de/contact "Kontakt").
214
215### Kontakt
216
217Mehr Informationen zum jeweiligen Angebot und den regionalen
218Ansprechpartnern gibt es direkt bei den beteiligten Gruppen:
219
220- [Darmstadt](http://chaos-darmstadt.de/ "CCC Darmstadt")
221- [Dresden](http://c3d2.de/ "CCC Dresden")
222- [Hamburg](http://wiki.hamburg.ccc.de/Projekt:Chaos_Macht_Schule "CCC Hamburg")
223- [Karlsruhe](https://entropia.de/Chaos_macht_Schule "CCC Karlsruhe")
224- [Köln](https://koeln.ccc.de/ "CCC Köln")
225- [Mannheim](https://www.ccc-mannheim.de/wiki/Chaos_macht_Schule "CCC Mannheim")
226- [München](http://schule.muc.ccc.de/ "CCC München")
227- [Stuttgart](http://www.cccs.de/ "CCC Stuttgart")
228- [Ulm](http://ulm.ccc.de/ "CCC Ulm")
229- [Augsburg](http://c3a.de/ "Chaostreff Augsburg")
230- ...
231
232Sollte sich kein [Erfa-Kreis](/de/club/erfas "Erfa-Kreis") in Ihrer Nähe
233befinden, wenden Sie sich direkt an die bundesweite Mailingliste
234<schule@lists.ccc.de> – oft findet sich hier ein Ansprechpartner in
235Ihrer Gegend.