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1title: CCC-Stellungnahme: Kein Hessentrojaner für den Geheimdienst
2date: 2018-02-06 00:56:00
3updated: 2018-02-06 08:37:56
4author: erdgeist
5tags: update, pressemitteilung
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7Die schwarz-grüne Regierung in Hessen plant ein neues Gesetz, das ihrem Landesgeheimdienst erlaubt, informationstechnische Systeme aller Art zu hacken. Solche staatliche Schadsoftware unterminiert die IT-Sicherheit strukturell, da ihre Entwicklung Anreize dafür setzt, Sicherheitslücken auf schwarzen Märkten zu handeln, anstatt sie zum Vorteil aller schließen zu lassen. Der Chaos Computer Club veröffentlicht seine Stellungnahme zum Hessentrojaner.
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11Am Donnerstag findet im Innenausschuss des Hessischen Landtags die
12Sachverständigenanhörung zum geplanten „Gesetz zur Neuausrichtung des
13Verfassungsschutzes in Hessen“ statt. Die Koalition aus CDU und Grünen
14möchte dem dortigen Landesamt für Verfassungsschutz die Nutzung von
15Spionagesoftware zum Einbruch in Computersysteme erlauben. Der Chaos
16Computer Club (CCC) hat eine Stellungnahme abgegeben und kritisiert
17darin den Gesetzesentwurf.
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19Der Anhörung vorausgegangen war die Informationskampagne
20[hessentrojaner.de](https://www.hessentrojaner.de/ "Informationskampagne zum Hessentrojaner"),
21mit der ein breites Bündnis aller hessischen CCC-Vertretungen und
22anderer Bürgerrechtsgruppen auf die strukturellen Gefahren beim Einsatz
23von Staatstrojanern aufmerksam machte.
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25„Staatliche Spionagesoftware wie der nun geplante Hessentrojaner nutzt
26Sicherheitslücken in alltäglicher Software“, erklärt Marco Holz vom CCC
27Darmstadt. „Das heißt im Klartext: Das Land Hessen schickt seinen
28Landesgeheimdienst auf den Schwarzmarkt oder zu fragwürdigen
29Trojaner-Anbietern, um mit Steuergeldern Sicherheitslücken in weit
30verbreiteten Programmen aufzukaufen und auszunutzen. Dabei nehmen sie
31billigend in Kauf, dass diese Lücken nicht geschlossen werden können“,
32so Marco Holz weiter.
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34Offenbar ist den hessischen schwarz-grünen Koalitionären entgangen, dass
35sie damit die ohnehin schon erheblichen Probleme in der IT-Sicherheit
36mit staatlichen Geldern befeuern. Während Wirtschaft, Behörden und
37hunderttausende Privatpersonen noch an den Folgen von „Wannacry“
38laborieren, soll der hessische Geheimdienst auf Trojaner-Einkaufstour
39geschickt werden. Im Sommer letzten Jahres hatte dieser
40Erpressungstrojaner weltweit Millionen Windows-PCs angegriffen,
41wirtschaftliche Schäden in Milliardenhöhe verursacht und unter anderem
42in britischen Krankenhäusern den Betrieb lahmgelegt. Die von „Wannacry“
43genutzte Sicherheitslücke war zuvor von der NSA absichtlich jahrelang
44geheimgehalten worden. Trotzdem hält es die hessische Landesregierung
45offenbar immer noch für eine gute Idee, für ihren Geheimdienst in
46Schadsoftware zu investieren.
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48„Wenn der Staat Spionagesoftware entwickeln lässt, untergräbt er
49strukturell die IT-Sicherheit. Schließlich setzt er hier mit
50Steuergeldern Anreize, Sicherheitslücken nicht zu schließen, um sie
51dauerhaft ausnutzen zu können. Kollateral- und Folgeschäden für
52Wirtschaft und Bevölkerung werden dabei schlicht ignoriert oder
53totgeschwiegen“, resümiert Marco Holz.
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55Zudem schränkt der hessische Gesetzesentwurf den ohnehin fragwürdigen
56Trojanereinsatz nur unzureichend ein. „Nicht einmal die vom
57Bundesverfassungsgericht gesetzten Schranken werden eingehalten“,
58kritisiert Dirk Engling vom CCC Berlin. „Die vom Gericht geforderte
59Zweckbeschränkung der Spionage-Maßnahmen ist schlicht nicht vorgesehen.
60Die Protokollierungspflichten sind lückenhaft, eine Einsicht in den
61Quellcode des Trojaners gar nicht erst geplant. Die einzigen
62vorgesehenen Kontrollinstanzen, das Amtsgericht Wiesbaden und das
63parlamentarische Kontrollgremium des Landtags, können ihren Aufgaben
64unter diesen Bedingungen nicht adäquat nachkommen.“
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66Auch aufgrund der schweren Eingriffe in die Privat- und Intimsphäre von
67Betroffenen und unbeteiligten Dritten sowie wegen des hohen
68Missbrauchspotentials von Staatstrojanern ist das hessische Vorhaben
69abzulehnen. Die Landesregierung bemüht denselben gefährlichen Trick, den
70„Quellen-TKÜ“-Trojaner rechtlich so zu fassen, als handele es sich um
71eine bloße Telefonverbindung. Dabei ist eine „Quellen-TKÜ“ technisch
72gesehen auch nur ein etwas eingeschränkter Trojaner und in keiner Weise
73mit dem Abhören von Telefonen gleichzusetzen.
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75Justus Hoffmann vom CCC Darmstadt zeigt sich trotzdem optimistisch: „Die
76schwarz-grüne Koalition hätte das Gesetz wohl gern im Schnelldurchlauf
77unbemerkt durch den Landtag gepeitscht. Der hessentrojaner.de-Kampagne
78und den zahlreichen Engagierten aus vielen verschiedenen Organisationen
79ist es zu verdanken, dass wir nun eine öffentliche Debatte über das
80staatliche Hacken durch Geheimdienste haben. Wir wollen dieses Gesetz
81stoppen, denn es schadet eindeutig mehr als es nützt.“
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83Begleitend zur Anhörung im Landtag am Donnerstag finden eine
84Podiumsdiskussion und eine Kundgebung statt. Die Anhörung beginnt am 8.
85Februar um 10 Uhr im Innenausschuss des Wiesbadener Landtags.
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87Am Abend werden wir auf Radio Darmstadt in der Sendung C-RadaR die
88Ergebnisse der Anhörung diskutieren.
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90### Links:
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92- [Stellungnahme als
93 PDF](https://ccc.de/system/uploads/252/original/CCC-staatstrojaner-hessen.pdf "Stellungnahme des Chaos Computer Clubs zum Hessentrojaner als PDF")
94- [Mehr Informationen zum geplanten
95 Hessentrojaner](https://www.hessentrojaner.de/ "Informationsseite zum Hessentrojaner")
96- [Einladung zur Podiumsdiskussion am Vorabend und Aufruf zur
97 Kundgebung am
98 Donnerstag](https://www.hessentrojaner.de/aufruf/ "Podiumsdiskussion zum Hessentrojaner")
99- [Radio
100 C-RadaR](https://www.c-radar.de/ "Radio C-RadaR"), [Live-Stream des
101 C-RadaR](https://stream.c-radar.de/ "Live-Stream C-RadaR") oder
102 [Alternative](http://stream.radiodarmstadt.de/popup/radar-play.html "Live-Stream des C-RadaR, Alternative")