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title: copy kills capitalism
date: 2004-11-30 00:00:00
updated: 2009-04-18 19:12:38
author: admin
tags: update, event
Inhalt: Mit dem Einbruch des digitalen Zeitalters wird die Verfügungsgewalt
einiger weniger über von vielen erbrachten geistigen Output immer mehr in
Frage gestellt. Immer mehr Menschen können Zugriff auf Wissensgüter nehmen,
immer mehr Menschen können Wissensgüter für alle einspeisen
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20050122T183000 20050122T235900 Kulturelles Zentrum zur Förderung
emanzipatorischer Gesellschaftskritik und Lebensart, Gieszer 16, Leipzig
Mit dem Einbruch des digitalen Zeitalters wird die Verfügungsgewalt
einiger weniger über von vielen erbrachten geistigen Output immer mehr
in Frage gestellt. Immer mehr Menschen können Zugriff auf Wissensgüter
nehmen, immer mehr Menschen können Wissensgüter für alle einspeisen.
Jedoch... spätestens mit dem Durchbruch der kapitalistischen
Gesellschaftsordnung wurden Methoden der Wissensordnung eingeführt, die
auf Vermarktung von geistigen Gütern abzielten.
Das Urheberrecht oder Copyright oder das Patentrecht stehen dafür
beispielhaft. Wird die Sicherung eines ausgewogenen Verhältnisses
zwischen dem Verfügungsrecht der UrheberInnen über das von ihnen
geschaffene Werk einerseits und dem Zugang der Öffentlichkeit zu
Wissensschätzen anderseits als grundsätzliche Intention des
kontinentaleuropäischen Urheberrechtes dargestellt, stellt sich das in
der Realität anders dar: UrheberInnen übertragen die Rechte an ihren
Werken in der Regel an privatwirtschaftliche Unternehmen, die sich um
beispielsweise um Aufbereitung und Vertrieb der Werke kümmern - für den
Musikbereich haben wir es global mit einem extrem monopolisierten, von
derzeit 4 Konzernen diktierten, Markt zu tun. Dazu kommen die so
genannten Verwertungsgesellschaften, die über Vervielfältigung und
Aufführung von Kulturgütern wachen. Ist die Rechte-Industrie natürlich,
rein monetär betrachtet, klare Profiteurin des industriellen
Kunstbetriebes, diktiert sie vielmehr auch den ästhetischen Trend und
verhindert kritischen Gehalt von Kunstwerken.
(Theodor W. Adorno resümierte 1963: "Werden die Massen, zu Unrecht, von
oben als Massen geschmäht, so ist es nicht zum letzten die
Kulturindustrie, die sie zu den Massen macht, die sie dann verachtet,
und sie an der Emanzipation verhindert, zu der die Menschen selbst so
reif wären, wie die produktiven Kräfte des Zeitalters sie erlauben.")
In der sich technologisch revolutionierenden Gegenwart verschieben sich
die Konstellationen zwischen den verschiedenen Akteuren der
Wissensordnung immer mehr: Internetvermittelte, globale
Kommunikationsmöglichkeiten machen die in der kapitalistischen Realität
zentralen RechteverwalterInnen von künstlerischen Gütern überflüssig.
Diese Gewissheit veranlasst letztere zu harten Mitteln zu greifen.
Digital Right Management ist eine der Speerspitzen des restriktiven
Eingriffes in die Wissenslandschaft, eine Technologie die auf
Datenträger sowie auf digitalisierte Informationsgüter ausgetauschte
Stücke aufgesetzt werden kann und totale Kontrolle für RezipientInnen
von Kunstwerken nach sich zieht.
Vor diesem Hintergrund bilden sich verschiedenen Vorschläge, die im Kern
auf freie Entfaltung und freien Zugriff auf Wissensgüter abzielen. Die
Musik-Flaterate, von attac in die Diskussion gebracht (die den per
Pauschalabgabe auf Internetzugänge legalisierten Zugriff auf Kulturgüter
einführen will), die Creative Commons Licence (die das Copyright
umdrehen und den freien Zugriff auf Produkte von Wissensarbeit
unentgeltlich und zur Umgestaltung legalisieren will) oder nicht zuletzt
die grundsätzliche Forderung nach einem freien Zugriff auf
Informationsgüter.
Um pragmatische und visionäre Ansätze soll es am 22. Januar 2005 in der
Gieszerstr. 16 gehen. Was denken eigentlich KünstlerInnen über die
gegenwärtigen Debatten über die Verfügung über ihre Werke? Wie
lösungsorientiert oder reaktionär sind Forderungen nach Pauschalabgaben
auf Internetzugänge? Wie steht es um die (kompromisslose) Forderung nach
grundsätzlicher Freiheit von Informationen?
Es diskutieren: Stefan Merten (Kaiserslautern, Projekt Oekonux - Freie
Software als Keimform einer emanzipatorischen Gesellschaft) Oliver
Moldenhauer (AG Wissensallemende, attac) Matze Schmidt (Berlin, Kultur-
und Medienprojekt n0name)
Konzert mit: Katzenstreik (Emo-Punk, Göttingen) Eher uncool
(Diskurs-Pop, Roßwein) Zone 13 (Hardcore, Chemnitz) ... und anderen ...
veranstaltet von Roter Baum e.V. Leipzig, Redaktion "linksdrehendes
radio" auf Radio blau und der Rosa-Luxemburg-Stiftung
Weitere Infos gibt es unter: <http://www.deine-denkfabrik.de>
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