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title: CCCeBIT bei der Bundesdruckerei: Biometrische Merkmale in Ausweisdokumenten sind sinnlos, gefährlich und teuer
date: 2005-03-15 00:00:00
updated: 2009-04-18 19:12:37
author: admin
tags: update
Am heutigen Chaosdienstag verleiht der CCC auf der alljährlichen
Nabelschau der IT-Branche (16h, Halle 7, Stand B36) den CCCeBIT-Award an die Bundesdruckerei.
Der Anti-Preis für Datenkraken und Monopolbildung geht an die privatisierte
Bundesdruckerei als Umsetzer und Nutzniesser der geplanten Einführung der
biometrischen Erkennungsmerkmale in Reisedokumenten und Personalausweisen, verbunden mit unsicherer RFID-Technologie.
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Die Bundesdruckerei ist eine große treibende Kraft hinter der Einführung
von Fingerabdrücken und Funk-Chips in deutschen Reisedokumenten.
Offenbar soll durch den anstehenden Megaauftrag die fehlgeschlagene
Privatisierung des ehemaligen Staatsbetriebs doch noch zur Erfolgsstory
gemacht werden. Die Gesamtkosten die Ausgabe komplett neuer Pässe sind
noch völlig unklar, wenn auch eine [Studie im Auftrag des Büros für
Technikfolgenabschätzung beim Deutschen
Bundestag](http://www.tab.fzk.de/de/projekt/zusammenfassung/ab93.htm)
Anschaffungskosten von 600 Millionen Euro sowie laufende Kosten von
nochmals 600 Millionen Euro jährlich errechnete, mit der Folge, dass ein
Pass am Ende 130 Euro kosten könnte. Diese Kosten werden entweder direkt
über die Gebühren bei der Ausstellung oder indirekt über den
Bundeshaushalt vom Bürger getragen werden müssen.
![](/biometrie/Schaubild_Biometrie_Politik_und_Technik-small.png)\
[![](/biometrie/Schaubild_Biometrie_Politik_und_Technik.png)](/de/biometrie/Schaubild_Biometrie_Politik_und_Technik.png)
Datenschutztechnisch ist das Vorhaben jedoch sehr zweifelhaft:
1\. Bisher hat die Regierung nicht darlegen können, wozu die BRD
Biometrie und RFID überhaupt braucht oder wie dadurch ein echter
Sicherheitsgewinn entstehen kann. Die Totalerfassung der Bevölkerung
bringt keinen Sicherheitsgewinn, schafft aber Risiken und
Begehrlichkeiten. Laut BMI und Bundesdruckerei sind schon die bisherigen
Personaldokumente praktisch nicht zu fälschen. Warum brauchen wir
dannnoch ein neues, teures und riskantes System?
2\. Viele technische Verfahren zur Erfassung und Erkennung von
biometrischen Merkmalen können im Bezug auf den angeblichen Zugewinn an
Sicherheit als zweifelhaft bezeichnet werden. So lassen sich mit sehr
geringem Material- und Zeitaufwand beispielsweise viele
[Fingerabdruckscanner überlisten, wie der CCC vorgeführt
hat](https://www.ccc.de/biometrie/fingerabdruck_kopieren.xml) und wie
auch das [Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)
festgestellt](http://www.bsi.de/literat/studien/) hat. Das blinde
Vertrauen in die technischen Möglichkeiten gerade bei Biometrie wurde
mit der Zeit immer wieder von der Realität eingeholt.
3\. Die Wahl von kontaktlosen RFID-Chips zur Speicherung der
biometrischen Merkmale in den Ausweisdokumenten bringt das zusätzliche
Risiko mit sich, dass ungeschützte Daten vom Ausweisinhaber unbemerkt
ausgelesen werden. Das vom Bundesverfassungsgericht aus dem Grundgesetz
abgeleitete Recht auf informationelle Selbstbestimmung wurde bei der
Auswahl der Technologie offenbar vollständig ignoriert. Selbst wenn das
unbemerkte Auslesen der biometrischen Merkmale verhindert werden kann,
bleibt das Risiko des drahtlosen Verfolgens mittels versteckter
Lesegeräte bestehen.
4\. Es ist vollkommen unklar, ob der kryptografische Ausleseschutz von
biometrischen Daten vom Reisepass als Datenträger sicher ist. Die bei
der internationalen Standardisierung von deutscher Seite aus
vorgebrachten sinnvollen Vorschläge zur Verschlüsselung sind für andere
Staaten nur optional. Es ist daher davon auszugehen, dass für
Bundesbürger im Ausland kein Schutz existiert.
5\. Grundsätzliche Fragen über das Verfahren und den Umgang mit den
neuen Dokumenten sind ungeklärt: Wer ist schuld, wenn der Tag nicht mehr
funktioniert? Ist der Passinhaber dann ein Terrorist? Oder wird der
Inhaber dann wie bisher nach optischer Prüfung des Fotos durchgelassen?
Da die Bundesdruckerei, in Zusammenarbeit mit dem deutschen
Innenminister Otto Schily, in dieser Form die neuen Dokumente
durchdrücken will, bekommen sie den diesjährigen CCCebit-Award für ihre
Lobbyarbeit und gekonntes Ignorieren technischer Probleme in
Sicherheits- und Datenschutzfragen verliehen.
Der CCC fordert, auf den Einsatz zusätzlicher biometrischer Merkmale in
Pässen und Ausweisen zu verzichten. Sollte aus Gründen der
internationalen Interoperabilität auf die Einführung nicht verzichtet
werden können, muss vor dem Einatz ein öffentlich begleiteter Feldtest
mit der konkreten Reisepasstechnologie und einer ausreichend grossen
Nutzerzahl durchgeführt werden. Ausserdem müssen die sensiblen
personenbezogenen Daten auf dem RFID-Chip verschlüsselt abgelegt und
deren Verwendung einer strengen Zweckbindung unterworfen werden.
[Die Forderungen des CCCs zur Einführung von Biometrie in
Personaldokumenten](/de/biometrie/forderungen.xml)
[Weitere Informationen dazu beim
C4](http://koeln.ccc.de/prozesse/running/cccebit2005/index.html)
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