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title: Chaos Computer Club: HSG Wahlsysteme bestätigt Unzulänglichkeit ihrer Wahlcomputer
date: 2006-10-16 00:00:00
updated: 2009-04-18 19:07:47
author: erdgeist
tags: update
Der deutsche Distributor der Nedap-Wahlcomputer hat die gravierenden systemischen Mängel seiner Wahlcomputer zugegeben. Herbert Schulze
Geiping, Geschäftsführer der "HSG Wahlsysteme GmbH", führt in einem Statement aus: "Es wird nie ein Wahlgerät geben können, das für sich allein manipulationssicher ist. Heute ist eine
Sicherungsmethode 'state of the Art', morgen ist sie gehackt." Da nun nicht einmal mehr der Hersteller selbst behauptet, dass es
manipulationssichere Wahlsysteme geben kann, erneuert der Chaos Computer Club seine Forderung nach einem sofortigen Verbot von Wahlcomputern in
Deutschland, um schweren Schaden von unserer Demokratie abzuwenden.
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Die Firma HSG Wahlsysteme hat offenbar damit gerechnet, dass bald
herauskommt, wie primitiv und technisch mangelhaft die
Nedap-Wahlcomputer sind, die von ihr in Deutschland vertrieben werden.
Schulze Geiping: “Ich habe das in dieser Art und Weise erwartet und bin
eigentlich nur etwas erstaunt darüber, dass es so lange gedauert hat!”
Nur gut, dass es der Chaos Computer Club und nicht ein radikaler
Provinzpolitiker war, der diese Erwartung zuerst erfüllt hat.
Die prinzipielle Unmöglichkeit, einen manipulationsfesten Wahlcomputer
zu bauen, räumt Schulze Geiping selbst ein: “Nun wird man aber an keiner
Stelle in Prozessen technische Geräte einbauen können, die von sich aus
gegen rechtswidrige und verbrecherische Handlungen immun sind. Dies zu
glauben ist naiv.”
HSG Wahlsysteme bietet noch ein paar letzte schwache Abwehrargumente:
“Die Wahlgeräte werden immer in einer 'geschützten Umgebung' gelagert,
vorbereitet und betrieben.” Damit muss offenbar der Keller des Rathauses
gemeint sein, in dem, nur geschützt von einem Billig-Schließzylinder aus
dem Baumarkt, die Nedap-Wahlcomputer zusammen mit den Putzmitteln
gelagert werden. Der Schutzwert der üblicherweise verwendeten Schlösser
ist selbst gegenüber einem ungeübten Angreifer marginal, wie
[hinlänglich bekannt ist](http://www.toool.nl/bumping.pdf).
Aber es gibt ja noch das bewährte Konzept der Abschreckung: “Eine
Manipulation der Geräte, gleich an welcher Stelle im Prozess, ist
gesetzeswidrig und wird strafrechtlich verfolgt!” Dass ein
Wahlmanipulator selbstverständlich nicht entdeckt werden möchte, scheint
Herrn Schulze Geiping komplett entgangen zu sein. Und das, obwohl er
doch auf technischer Ebene erkannt hat, dass ein Wahlcomputer die
Entdeckung von Manipulationen praktisch unmöglich macht.
“Manipulationsversuche können bei technischen Geräten nie ausgeschlossen
werden, isoliert betrachtet mögen sie sogar Erfolg haben”, so Schulze
Geiping.
Leider scheinen die Spezialexperten von HSG Wahlsysteme in puncto
Bedrohungsmodellierung erhebliche Scheuklappen zu tragen. Im Statement
heisst es: “Ein weiteres Sicherheitskriterium liegt darin, dass alle
Geräte 'stand-alone-Geräte', also nicht vernetzt sind. Dies schließt ein
externes 'Einhacken' per se aus.” Die eigentliche Bedrohung wird dabei
komplett ignoriert: der Innentäter. Ein realistisches Szenario für eine
Wahlmanipulation ist eine Gruppe skrupelloser Lokalpolitiker, die
wiedergewählt werden will. Solche Täter haben im Zweifel problemlosen
Zugang zu den gelagerten Wahlcomputern. Sie brauchen sich nicht "von
außen" einhacken, sie sind bereits drin.
Ein Sprecher des Chaos Computer Club fasst zusammen: “Alle Argumente der
Befürworter von Wahlcomputern lassen sich nunmehr auf ,Aber wir passen
doch drauf auf' reduzieren. Innentäter werden gar nicht in Betracht
gezogen. Das Kernproblem der nicht vorhandenen Überprüfbarkeit der Wahl
für den einfachen Bürger wird weiterhin ignoriert.”
Mit der durch die Forschungsresultate des CCC notwendig gewordenen
Einzelüberprüfung aller Wahlcomputer durch die Physikalisch-Technische
Bundesanstalt bei der Oberbürgermeisterwahl in Cottbus wird die so gerne
angeführte Kostenersparnis für die Gemeinde als allerletztes Argument
ebenfalls hinfällig. Da nun nicht einmal mehr die Herstellerfirma die
technische Nichteignung der Wahlcomputer bestreitet, erneuert der Chaos
Computer Club seine Forderung nach einem sofortigen Verbot von
Wahlcomputern in Deutschland. Wahlen mit Zettel und Stift funktionieren
und können von jedem Bürger überprüft werden. Es gibt keinen Grund,
stattdessen ein nachgewiesenermaßen riskantes, mangelhaftes und teures
System zu verwenden.
[](http://www.wahlsysteme.de/Wahlnachrichten/2006_Niederlaender_hacken_Wahlgeraet01.pdf)
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