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title: Chaos Computer Club ruft zum Boykott der biometrischen Vollerfassung auf
date: 2007-06-15 00:00:00
updated: 2011-07-19 15:29:52
author: webmaster
tags: update, biometrie
Freitag letzter Woche wurde das neue Paßgesetz im Bundesrat durchgewunken. Damit werden ab dem 1. November zusätzlich zum digitalen Gesichtsbild die Abdrücke zweier Finger in den Reisepaß aufgenommen.
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Erneut wurde trotz der [Kritik aller
Experten](http://www.bundestag.de/aktuell/archiv/2007/innen_kw17/index.html)
eine teure Sicherheitssimulation ohne Nutzen beschlossen. Unter den
Beteiligten ist längst klar, daß die Einführung der Fingerabdrücke in
den Reisepaß kein Mehr an Sicherheit bringt. Stattdessen wird die
gesamte Bevölkerung nun auf den Meldeämtern erkennungsdienstlich
behandelt. "Wie Kriminelle werden die Bürger gezwungen, ihre
Fingerabdrücke beim Staat abzuliefern, ohne daß die Bundesregierung
jemals sinnvoll begründet hat, warum diese biometrische Vollerfassung
nötig ist", sagte der CCC-Sprecher Andy Müller-Maguhn.
Der Grund für die biometrische Überwachungsmaßnahme liegt im immer
weiter wachsenden Interesse des Staates an der Erfassung aller Daten
seiner Bürger. Ganz nebenher wird aber auch die Biometrie- und
RFID-Industrie gefördert. Die Interessenverquickung zwischen Politikern,
[wie z. B. Ex-Innenminister
Schily](http://heise.de/newsticker/meldung/76682), und der Industrie ist
äußerst anrüchig. Hier wird offensichtlich nicht im Sicherheitsinteresse
der deutschen Bevölkerung gehandelt, sondern direkt in die eigenen
Taschen gewirtschaftet.
In der Praxis hat die Aufnahme der Fingerabdrücke für den Reisenden
unangenehme Auswirkungen. Großflächige statistische Untersuchungen
zeigen, daß drei bis fünf Prozent der Bevölkerung keine ausgeprägten
Fingerabdrücke aufweisen. Besonders häufig werden hier ältere Menschen
diskriminiert. Auffallen werden die damit verbundenen Probleme erst beim
Versuch eines Grenzübertrittes außerhalb der Schengen-EU. Die
Konsequenzen für den Reisenden reichen nach Auskunft des
Bundesinnenministeriums von gesonderter Behandlung mit verschärfter
Kontrolle bis zur Rückweisung. Das gleiche gilt bei defektem RFID-Chip.
"Mit dem sofortigen, schrankenlosen Online-Abruf der Paßbilder schon bei
Ordnungswidrigkeiten wird eine neue Dimension des staatlichen
Biometrieterrors gegen die Bürger erreicht. Kombiniert mit Verfahren zur
automatischen Gesichtserkennung sind der permanenten Alltagsüberwachung
nun keine Grenzen mehr gesetzt", sagte CCC-Sprecher Andy Müller-Maguhn.
Der Chaos Computer Club ruft daher alle Bürger auf, die Abnahme der
Fingerabdrücke zu boykottieren. Bereits wenn sich ein kleiner Teil der
Bevölkerung der erkennungsdienstlichen Behandlung verweigert, kann die
Totalüberwachung noch verhindert werden.
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