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title: Fingerabdruck im Reisepaß: Risikoexperiment an der Bevölkerung beginnt
date: 2007-10-16 20:32:00
updated: 2009-11-01 21:38:22
author: 46halbe
tags: update, pressemitteilung, reisepass
Ab 1. November startet die Erfassung der Fingerabdrücke aller reisewilligen Bürger der Bundesrepublik auf den Meldeämtern. Nach Beginn der Speicherung des digitalen Gesichtsbildes auf einem Funkchip vor zwei Jahren wird damit das Projekt der biometrischen Vollerfassung der Gesamtbevölkerung fortgesetzt. Der Chaos Computer Club (CCC) weist nochmals auf die Risiken und Nebenwirkungen des ePasses hin, die insbesondere Senioren betreffen werden.
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Viele ältere Mitbürger werden bei der Abnahme von Fingerabdrücken
Probleme bekommen. Erfahrungen sowie internationale und deutsche Studien
zeigen, daß weit über 10% der Senioren damit rechnen müssen, keine
erfaßbaren Fingerabdrücke zu haben. Daher erwartet sie unweigerlich eine
Diskriminierung durch verschärfte Kontrollen und lange Wartezeiten.
Neben den Senioren werden auch intensiv mit den Händen arbeitende
Menschen mit derartigen Benachteiligungen zu kämpfen haben.
Der CCC weist darauf hin, daß nur noch wenige Tage Reisepässe ohne
Fingerabdruckerfassung auf den Bürgerämtern beantragt werden können.
Auch Besitzer eines noch gültigen Passes können einen neuen Paß
beantragen und so die Zeit bis zu einer Verfassungsprüfung überbrücken.
Bis dahin kann man sich auf diesem Wege der biometrischen Datensammelwut
der deutschen Behörden entziehen.
Der Sicherheitsgewinn durch die biometrischen Ausweisdokumente ist dabei
selbst nach Aussage der Bundesregierung nicht meßbar. Dies beweist eine
Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage im Bundestag. \[1\]
“Die Einführung dieser Risikotechnologie ist offenbar vorwiegend durch
die privatwirtschaftlichen Interessen nicht nur ehemaliger
Regierungsmitglieder motiviert – eigentlich ein Fall für die
Korruptionsliste von transparency international”, erklärt CCC-Sprecher
Dirk Engling.
Offen sind nach wie vor die tatsächlichen finanziellen Belastungen der
biometrischen Vollerfassung für die Allgemeinheit. Trotz der inzwischen
nahezu abgeschlossenen Beschaffung der Geräte gibt es immer noch keine
Aufstellung der entstehenden Gesamtkosten.
Das Ausmaß der Gefahren für die Betroffenen durch biometrische Funkchips
in Ausweisdokumenten illustrierte der Präsident des Bundeskriminalamts,
Jörg Ziercke, höchstselbst. Trotz aller Beteuerungen seiner “Experten”,
daß die biometrischen Daten “sicher” auf dem funkenden Chip seien, trägt
Ziercke seinen eigenen Reisepaß in einer funkdichten Abschirmhülle.
Auch das Auswärtige Amt traut den Sicherheitsversprechungen des
Bundesinnenministeriums nicht. Diplomatenpässe werden “wegen der
besonderen Gefährdungslage” keine Funkchips enthalten. \[2\] Der normale
Bürger hingegen muß mit dem Sicherheitsrisiko ePass auf Reisen gehen.
Worum es den Sicherheitshysterikern in der deutschen Politik wirklich
geht, offenbart die Forderung der CDU nach Speicherung der sensiblen
biometrischen Daten bei den ausgebenden Behörden. “Die Beteuerungen
deutscher Politiker, die Fingerabdrücke würden nicht zentral
gespeichert, haben angesichts der maßlosen Datengier des Staates nicht
mal mehr Unterhaltungswert”, unterstrich der Sprecher des CCC Dirk
Engling. “Jetzt zu behaupten, daß es keine zentrale Biometriedatei geben
werde, ist eine vorsätzliche Täuschung des Bürgers.”
Mit der unlängst beschlossenen Einführung der neuen biometrischen
Personalausweise wird die erkennungsdienstliche Behandlung aller Bürger
trotz der bekannten Sicherheitslücken fortgesetzt. Diese bisher nur
Verbrechern vorbehaltene Maßnahme betrifft dann die gesamte deutsche
Bevölkerung.
### Links
- \[1\] [Bundesregierung bestätigt die Unsinnigkeit von biometrischen
Ausweisdokumenten](/de/updates/2007/biometrie-unsinn-deluxe)
- \[2\] [Heise: Von Kinder-, Vorrats- und
Passdaten](http://www.heise.de/newsticker/meldung/95038)
- [Weiterführender Link zur Technik des biometrischen Reisepasses:
Chaosradio Express: Der Elektronische
Reisepaß.](http://chaosradio.ccc.de/cre047.html)
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