1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
45
46
47
48
49
50
51
52
53
54
55
56
57
58
59
60
61
62
63
64
65
66
67
68
69
70
71
72
73
74
75
76
77
78
79
80
81
82
83
84
85
86
87
88
89
90
91
92
93
94
95
96
97
98
99
100
101
102
103
104
105
106
107
108
109
110
|
title: Chaos Computer Club unterstützt Forderung bayerischer Lehrer: Lernplan statt Lehrplan
date: 2012-05-24 16:49:00
updated: 2012-05-24 20:46:48
author: erdgeist
tags: update, pressemitteilung
Kürzlich stellte der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) sein Lernkonzept Lernplan plus der Presse vor. Das CCC-Projekt Chaos macht Schule arbeitet seit 2008 mit Heranwachsenden und begrüßt ausdrücklich diesen Vorstoß. Durch diese Initiative gibt es endlich die Chance, die Nutzung neuer Medien und Techniken angemessen in den Lehrplänen zu verankern.
<!-- TEASER_END -->
[Chaos macht Schule](http://ccc.de/schule "Webseite Chaos macht Schule")
ist ein Projekt des *Chaos Computer Clubs (CCC)*. Dessen Ehrenamtliche
arbeiten gemeinsam mit Schülern, Eltern und Lehrern an der Förderung der
Technik- und Medienkompetenz. Im Laufe des Projektes stellte *Chaos
macht Schule* große Defizite fest. Selbst ausgebildete Lehrer wissen oft
weniger über den Umgang mit dem Internet als die ihnen anvertrauten
Schüler. Aber auch Eltern sind noch zu selten mit dem Medium vertraut
und über die Internetnutzung ihrer Kinder informiert.
Der *Lernplan plus* des BLLV bietet gute Lösungsansätze. Die Lehrer
fordern, die Hälfte der Inhalte zu streichen und einen stärkeren Fokus
auf die Art des Lernens zu setzen. Schüler sollen in der selbständigen
Informationsbeschaffung gefördert werden. „Zahlreiche Webseiten bieten
Faktenwissen mit einem Mausklick“, sagte Jan Girlich vom Projekt Chaos
macht Schule, „daher begrüßen wir den Vorstoß des BLLV ausdrücklich.“
Der Lernplan bietet Lehrern die Möglichkeit, einen unübersichtlichen
Themenkomplex greifbar für Schüler zu gestalten. Die resultierende
Verschlankung des Lehrplans vermindert den Druck und ist ein guter Weg
zu einer modernen Schule. Ein weiterer Fokus liegt in der
Medienkompetenz – also dem Umgang mit moderner Technologie, der
Informationssuche und Recherche, Meinungsbildung und der Fähigkeit, eine
vernünftige Quellenkritik zu betreiben.
Die geforderten Punkte des BLLV zur Förderung der Medienkompentenz
stimmen mit den Forderungen des Projekts *Chaos macht Schule* überein.
Das Projekt des CCC geht dennoch einen Schritt weiter. Im Rahmen unserer
Arbeit kristallisierten sich folgende weitergehende Forderungen heraus:
- Modernisierung der Lehrerausbildung
Der schnellen Entwicklung moderner Technologien soll bereits in der
Lehrerausbildung Rechnung getragen werden. Medienkompetenz muss dabei
einen bedeutenden prüfungsrelevanten Anteil haben, um nicht wie bisher
vernachlässigt zu werden, da die Professorenschaft hier selbst Defizite
hat. Lehrer sollen die nötigen Mittel an die Hand bekommen, um mit den
aktuellen Themen Schritt halten und diese ihren Schülern vermitteln zu
können; der Lehr- bzw. Lernplan muss dynamischer werden.
- Sensibilisierung für Datenschutz, Privatsphäre und Datensicherheit
Vielen Menschen ist nicht bewusst, welche Konsequenzen der unsachgemäße
Umgang mit sensiblen Daten für sich und andere nach sich ziehen kann. Je
stärker wir datenverarbeitende Systeme in unser aller Alltag
integrieren, desto wichtiger wird es, dass sich Lehrer und Schüler
darüber bewusst sind, wie Daten genutzt werden und wie man seine Daten
vor Missbrauch schützen kann.
- Unterstützung durch die Politik
Defizite hinsichtlich der Technik- und Medienkompetenz im Bildungssystem
sind vielen Organisationen bekannt. Für eine nachhaltige Verbesserung im
Schulsystem ist eine umfangreiche Mitwirkung von Schulbehörden und
Bildungspolitikern zwingend notwendig, vor allem jedoch eine verbesserte
finanzielle Ausstattung der Schulen.
- Freie Software lehren
In der Schule soll der Umgang mit freien Textverarbeitungsprogrammen
statt nur mit den Programmen des Monopolisten gelehrt werden. Derzeit
wird eine bedenkliche Softwaremonokultur unterstützt, die Schüler in die
Abhängigkeit von Produkten weniger kommerzieller Anbieter treibt.
Medienkompetenz heißt auch, gelernt zu haben, sich bisher unbekannte
Software und Konzepte schnell anzueignen.
- Freie Materialien nutzen
Knappe Schulkassen können durch den Verzicht auf teure Lizenzen
entlastet werden, insbesondere durch den Einsatz kostenloser und längst
etablierter Open-Source-Lösungen. Das gilt sowohl für Schulbücher und
Unterrichtsmaterialien als auch für Software und Kulturgüter.
Unternehmen stellen Lehrmaterialien bereit, um Schüler schon in frühen
Jahren an ihre Produkte und Marken heranzuführen und sich dadurch einen
wirtschaftlichen Vorteil zu verschaffen. Schüler sollen jedoch
unabhängig von Verwertungsinteressen unterrichtet werden. Lehrkräften
sollen deshalb unabhängige Lehrmaterialien zur Verfügung gestellt
werden.
- Vermittlung kollaborativer Arbeitstechniken
Wikis, Etherpads, Konferenz-Werkzeuge und weitere Techniken des
verteilten Arbeitens gewinnen an Bedeutung und sollen so früh wie
möglich vermittelt werden.
Wir brauchen ein Bildungsystem, das mit heutigen und zukünftigen
Anforderungen an unsere Gesellschaft Schritt halten kann. Neue Ideen
sollten nicht beim Lehrplan Halt machen. Gebraucht wird ein
Gesamtkonzept, das auch die Lehrerausbildung von Beginn an mit
einbezieht. "Ohne ein grundsätzliches Umdenken wird in Zukunft nur noch
ein kleiner Teil der Gesellschaft dem technologischen Wandel unserer
Zeit folgen können", sagt Martin Vietz vom Projekt Chaos macht Schule.
"Es ist daher höchste Zeit, der Bedeutung des digitalen Wandels auch in
der Schule Rechnung zu tragen."
## Links:
\[1\] [Chaos macht
Schule](http://ccc.de/schule "Webseite Chaos macht Schule")
\[2\] [Pressemitteilung des
BLLV](http://www.bllv.de/BLLV-Ressort-Presse.6506.0.html?&cHash=d2050c0c5632d2f049c92b111651b441&tx_ttnews%5Btt_news%5D=5211 "Die Pressemitteliung des BLLV")
|