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title: Hacken, Fressen und Moral
date: 2013-09-11 13:37:00
updated: 2013-09-15 17:20:57
author: erdgeist
tags: update, hackerethik, hacken
In einem Vorabdruck eines Interviews aus der nächsten Ausgabe seiner Vereinszeitung "Die Datenschleuder" zeichnet der Chaos Computer Club (CCC) die Geschichte eines Hackers nach, dessen Software unter anderem an Regierungen des Nahen Ostens verkauft wurde, um Oppositionelle auszuforschen. Für welche Ziele und Zwecke sollten Hacker ihre Talente einsetzen? Kann man heute immer noch ignorieren, was mit den Ergebnissen des eigenen Forschungsdrangs geschieht?
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Als der CCC zu seinem letzten Congress, dem 29C3, die rhetorische Frage
in den Raum stellte, ob die Folgen unseres Handelns "not my department"
seien, geschah dies nicht ohne Grund. Das Problem, was
hochspezialisierte Fachleute der IT-Sicherheitsforschung mit ihrem
speziellen Talent anstellen und für wen, stellt sich immer dringlicher,
je stärker Regierungen, Militär und Geheimdienste das Netz und digitale
Geräte als Feld der Auseinandersetzung bis hin zum Krieg ansehen.
Bleibt Hackern am Ende zum Überleben nichts weiter übrig, als von dieser
Militarisierung Digitaliens zu profitieren und ihre Talente
meistbietend zu vermieten?
Unmittelbar vor dem morgigen 32. Jahrestag der Gründung des CCC ging bei
der Redaktion "Die Datenschleuder" ein Interviewangebot eines
Aussteigers aus einer dieser schattigen Branchen ein, die seit einiger
Zeit im Kreuzfeuer der Kritik steht. Seit Lieferungen von
Überwachungsequipment in Länder ruchbar wurden, die es mit
Menschenrechten nicht ganz so genau nehmen, gab es immer mal wieder
Einblicke in die dunkle Seite der IT-Sicherheitsforschung. Mit
diesem Interview können wir nun aber erstmals beleuchten, wie leicht es
ist, auf die falsche Seite der Barrikade zu rutschen, aber auch, daß
dieser Weg keine Einbahnstraße darstellen muß.
Seine Geschichte, die wir [an dieser Stelle als Vorabdruck
dokumentiert](http://ds.ccc.de/097/ds097-ausstieg-gewissen.pdf "Die Datenschleuder 097 – Letzter Ausstieg Gewissen")
haben, beschreibt plastisch, wie hauchdünn der Grat ist, auf dem Hacker
in diesem Bereich wandeln und wie leicht man auf die schiefe Bahn gerät,
ohne zu merken, daß man an seinen Idealen vorbei handelt. Sie erzählt
auch, wie groß der Aufwand wird, den man möglicherweise
bewältigen muß, um wieder mit sich und seinem Gewissen ins Reine zu
kommen: Man muß womöglich Freundschaften beenden, finanzielle und
soziale Risiken für sich selbst, Freunde und Familie eingehen und
unbequeme Wahrheiten akzeptieren – und Konsequenzen daraus ableiten.
Aber es ist auch eine Geschichte voller Hoffnung, an deren vorläufigem
Ende eine recht erfolgreiche mittelständische Firma mit glänzenden
Aussichten steht, die nicht auf Kunden mit zwielichtigem oder eindeutig
militärischem Hintergrund angewiesen ist. Die Geschichte ist damit auch
ein deutliches Signal an alle, die in einer ähnlichen Situation
verstrickt sind und glauben, sich zwischen ihrem Gewissen und ihren
sozialen und finanziellen Verpflichtungen entscheiden zu müssen. Es gibt
ein Leben nach dem Ausstieg aus der Überwachungs- und digitalen
Angriffsbranche – und es ist besser als zuvor.
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