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title: CCC fordert Ausstieg aus unverschlüsselter Kommunikation
date: 2015-01-22 09:21:00
updated: 2015-01-22 10:52:50
author: vollkorn
tags: update, pressemitteilung
Ganz im Gegensatz zu dem von militärischen und politischen Akteuren losgetretenen Kampf gegen Verschlüsselung und für mehr Überwachung setzt sich der Chaos Computer Club (CCC) für zukunftssichere Technologien ein und fordert daher ein Verbot unverschlüsselter Kommunikation.
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Aus blanker Angst vor technischen Einschränkungen der Möglichkeiten von
Ermittlern und Hackern im Staatsdienst haben sich Politiker für ein
faktisches Verbot effektiver Kryptographie ausgesprochen – allen voran
der britische Premierminister David Cameron und
EU-“Anti-Terror-Koordinator” Gilles de Kerchove. Ziel sei es,
"Bedarfsträgern" jederzeit vollen Zugriff auf digitale Kommunikation zu
gewähren. Daß dabei notgedrungen das Rad der technischen Evolution auf
das Niveau von Windows 3.1 zurückgedreht werden muß, nehmen sie entweder
in Kauf oder ist ihnen noch nicht erklärt worden.
Wenig überraschend gibt es kaum konkrete Aussagen, wie das Krypto-Verbot
umgesetzt werden soll. Möglicherweise wird das sogenannte Key-Escrow auf
der politischen Agenda stehen, also das Hinterlegen des geheimen
Schlüssels für "Bedarfsträger" an zentraler Stelle. Das birgt nicht nur
Mißbrauchspotential: Man erzeugt damit auch ein lohnenswertes
Angriffsziel für jeden Geheimdienst dieser Welt nebst deren Partnern
oder anderen Kriminellen. Auch eine Forderung nach einer Verpflichtung
der Anbieter, Hintertüren einzubauen, wäre so kurzsichtig wie
kontraproduktiv.
An dieser Anti-Krypto-Gebetsmühle dreht nun auch Bundesinnenminister
Thomas de Maizière, offenbar ohne jeden Lerneffekt aus
höchstrichterlichen Urteilen, der bekanntgewordenen Spionage
ausländischer Geheimer und Binsenweisheiten aus den
Informatik-Erstsemestervorlesungen. Technisch mehr oder weniger
versierte Menschen sind jederzeit in der Lage, Maßnahmen zu treffen, die
eine verschlüsselte Kommunikation verheimlichen. Daher wird eine
Regulierung der Verschlüsselung nicht nur ins Leere laufen, sie ist auch
schädlich und praktisch nicht durchführbar.
Wenn wir eines aus den Snowden-Papieren zur Kenntnis nehmen müssen, dann
ist es der Aufruf zur digitalen Selbstverteidigung durch
Verschlüsselung. "Nach den öffentlich gewordenen Spionage-Programmen von
Echelon bis zu den Snowden-Leaks, ist es offensichtlich, daß die Macht,
Verschlüsselung zu brechen, für wirtschaftliche und militärische
Interessen mißbraucht wird," erklärt CCC-Sprecher Jan Girlich.
Der CCC fordert daher ein striktes Verbot unverschlüsselter
Kommunikation. Jedes Bit und jedes Byte, das von Providern transportiert
und von Banken oder dem Finanzamt verarbeitet wird, muß verschlüsselt
sein. Wer Daten seiner Kunden unverschlüsselt überträgt, archiviert und
damit deren Sicherheit gefährdet, muß mit empfindlichen Strafen belegt
werden. Und das nicht erst, wenn der Mißbrauch der Daten zufällig
bekanntgeworden ist.
Wir fordern, daß die Millionen, die in die Militarisierung der Netze
gesteckt werden, stattdessen in den Bau offener, sicherer Systeme zu
investieren sind. Statt weitere Millionen in die digitale Aufrüstung
gegen die eigene Bevölkerung zu investieren, fordert der CCC, diese
Gelder in bessere technische Ausbildung fließen zu lassen. Effektive
Kryptographie muß zum obligatorischen Standard in der Kommunikation über
das Internet werden. Die Regierung sollte endlich sämtliche Pläne zur
Totalüberwachung des Internets über Bord werfen und sich den
eigentlichen Problemen dieser Thematik widmen: der Ahnungslosigkeit in
den eigenen Reihen.
By the way: Es lebe die Mathematik!
**Links**:
- \[1\] So wird es auch diesmal
[ausgehen](http://altlasten.lutz.donnerhacke.de/mitarb/lutz/security/cryptoban/)
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