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title: Heute mal ohne Biometrie: Reisepass „well done“
date: 2017-04-07 15:48:00 
updated: 2017-04-07 16:15:44 
author: frank
tags: update, pressemitteilung

Was viele lange befürchtet haben, wird nun Realität: Ab heute werden biometrische Merkmale aus Reisepässen bei jeder Ein- und Ausreise aus dem Schengenraum vollständig und systematisch gegen zentrale Datenbanken abgeglichen. Eine Änderung des EU-Grenzkodexes schreibt dies nun vor. Dagegen hilft nur das Deaktivieren des Chips im Reisepass.

<!-- TEASER_END -->

Unter dem fadenscheinigen und abgenutzten Deckmantel der
Terrorismusabwehr wird ein neues zentrales Überwachungsinstrument für
biometrische Daten geschaffen. Die nun obligatorische Überprüfung aller
Reisenden stellt einen Paradigmenwechsel dar: Eine Erfassung der
persönlichen biometrischen Merkmale gleicht einer automatischen
erkennungsdienstlichen Behandlung bei jedem Grenzübertritt. Zukünftig
werden alle Reisenden schlicht wie Kriminelle behandelt – unabhängig
davon, ob sie EU-Bürger sind oder nicht.

Besorgniserregend ist vor allem der technische Hintergrund dieser
Kontrollen: Um bei jeder Kontrolle von Reisepässen die biometrischen
Daten abgleichen zu können, muss eine zentrale Erfassungsstelle für
Biometrie-Daten errichtet werden. Die Schaffung einer solchen zentralen
Biometrie-Datenbank wurde bei der Einführung der Reisepässe kategorisch
ausgeschlossen und steht auch im Widerspruch zum Passgesetz. Die
Bundesdruckerei vernichtet daher alle Daten nach der Herstellung des
Passes. Die nun eingeführte Erfassung aller Pässe setzt jedoch eine
Rückgewinnungsmaschinerie für diese Daten in Gang.

Das bei der Einführung des elektronischen Reisepasses 2005 erlassene
Gesetz legt ausdrücklich fest, dass die auf in den Reisepässen
gespeicherten Daten nur genutzt werden dürfen, um in Anwesenheit und mit
Wissen des Besitzers zu überprüfen, ob der Besitzer auch der legitime
Inhaber ist. Diese Grenze wird nun gezielt überschritten und zu einem
automatisierten Verfahren umgebaut.

Die Anpassung des Grenzkodexes leitet damit ein neues Verfahren ein,
welches durch die Politik in der Vergangenheit vehement ausgeschlossen
wurde: Reisepässe werden von reinen Ausweis- nun zu zentralisierten
Überwachungsinstrumenten der körpereigenen Merkmale der Menschen.

Die einzige Möglichkeit, sich als unbescholtener Bürger dieser
unrechtmäßigen Überprüfung zu entziehen, ist die Deaktivierung des
Mikrochips im Pass. Die Wartezeiten können damit leider nicht reduziert
werden.

Wir haben ein kurzes Demonstrationsvideo erstellt, das zeigt, wie der
Chip zerstört werden kann. \[0\] Ein kurzer Puls einer normalen
Induktionsherdplatte zerstört den Chip –  ohne sichtbare Spuren zu
hinterlassen. Das Auslesen der biometrischen Daten ist dann unmöglich.
Diese Pulse werden von Induktionsherden abgegeben, wenn sich kein
Kochgeschirr auf der Platte befindet. Um sicherzustellen, dass das
Deaktivieren erfolgreich war, sollte der Reisepass vorher und nachher
mit einem Lesegerät geprüft werden. Dies ist beispielsweise mit einem
Basisleser für den ePerso oder mit einem NFC-fähigen Smartphone möglich.

Alle Reisepässe bleiben auch ohne funktionierenden RFID-Chip weiterhin
gültige Ausweisdokumente.

Nachfragen und Erfahrungsberichte bitte an: biometrie(at)ccc.de

 

**Links**:

\[0\] [Demonstrationsvideo für das Deaktivieren des Chips beim
Reisepass](https://ccc.de/system/uploads/224/original/Reisepass-zappen.mp4)
(mp4)

\[1\] [taz.de: EU-Bürger werden nun systematisch
überprüft](http://taz.de/Reaktion-auf-erhoehte-Terrorgefahr/!5400313/)

\[2\] [Demonstrationsvideo für das Deaktivieren des Chips beim
Personalausweis](https://berlin.ccc.de/~starbug/movies/rfid-zapp.mov)
(mov)

\[2\] [https://www.ccc.de/de/biometrie](/de/biometrie)