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title: Corona-Tracing-App: Offener Brief an Bundeskanzleramt und Gesundheitsminister
date: 2020-04-24 06:02:45 
updated: 2020-05-02 01:13:00 
author: erdgeist
tags: update, pressemitteilung

Ein gemeinsamer offener Brief netzpolitischer Organisationen fordert die Bundesregierung auf, das von ihr präferierte Konzept für eine Tracing-App gegen die Corona-Pandemie aufzugeben. Verfolgt sie es weiter, kann kein Vertrauen bei den Nutzern aufkommen, und ein Scheitern wäre unausweichlich.


<!-- TEASER_END -->

Die Bundesregierung zieht ein Konzept für die geplante „Contact
Tracing“-App vor, das eine zentrale Instanz beinhaltet. Damit ist sie
auf dem Holzweg. Denn es herrscht internationale Einigkeit unter
Experten und Wissenschaftlern, dass der dezentrale Ansatz der bessere
ist. Selbst Apple und Google haben das eingesehen und ihn implementiert,
obwohl sie sonst nicht gerade scheu sind, Daten ihrer Nutzer zu sammeln.

Daher wenden sich heute netzpolitische Organisationen, darunter der
Chaos Computer Club (CCC), mit einem offenen Brief an
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und Kanzleramtsminister Helge
Braun. \[1\]

Blickt man realistisch auf das Ziel, dass nämlich die App massenhaft
genutzt werden soll, dann ist der zentrale Ansatz schon deswegen
hinfällig, weil sich die beiden großen Anbieter mobiler Betriebssysteme
bereits dagegen entschieden haben. Da kann sich die Bundesregierung noch
so verrenken, damit ist der zentrale Ansatz weit entfernt von jeder
Möglichkeit zur Realisierung. Gesundheitsminister Jens Spahn kann einen
nationalen Alleingang gar nicht durchsetzen, wenn er nun auf den
zentralen Ansatz pocht.

Die Corona-Tracing-App bringt ein hohes Risiko mit sich, da die
anfallenden Daten hochsensibel und besonders zu schützen sind. Je mehr
Daten verarbeitet werden, desto größer ist das Risiko einer
De-Anonymisierung – auch durch Dritte, vor denen die Daten geschützt
werden müssen. Gesundheitsdaten gehören per Definition zu den intimsten
Daten von Menschen. Das lückenlose zentrale Verfolgen der Aufenthalte
aller Bürger ist das Horror-Szenario schlechthin. Andere Beispiele von
sorglos hingeschluderten Corona-Apps \[2\] haben gezeigt, dass die
anfallenden sensiblen Datenhalden nicht angemessen geschützt werden und
von Innen- und Außentätern missbraucht werden könnten.

Dies wissen auch technische Laien inzwischen und werden daher die Finger
von einer solchen App lassen, selbst wenn sie grundsätzlich zur
Hilfeleistung bereit wären. Dass auch Minister Spahn das weiß, darauf
deutet die Peitsche hin, die er mit der App-Pflicht hinter dem Rücken
versteckt hält. Dass eine solche Pflicht in Hinsicht auf die Millionen
von Bürgern ohne Smartphone technisch hanebüchen ist, setzt der Posse
nur die Krone auf.

 

## Links

\[0\] CCC veröffentlicht die [Zehn Prüfsteine für die Beurteilung von
„Contact Tracing“-Apps](/de/updates/2020/contact-tracing-requirements).

\[1\] Offener Brief: Geplante Corona-App ist höchst problematisch, an
[Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
(pdf)](/system/uploads/300/original/Offener_Brief_Corona_App_BMG.pdf)
und an [Kanzleramtsminister Helge Braun
(pdf)](/system/uploads/299/original/Offener_Brief_Corona_App_Bundeskanzleramt.pdf)

-   D64 – Zentrum für digitalen Fortschritt e. V.
-   Chaos Computer Club e. V. (CCC)
-   LOAD e. V.
-   Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche
    Verantwortung e. V.
-   Gesellschaft für Informatik (GI) e. V.
-   Stiftung Datenschutz

\[2\] [CCC analysiert Corona-Datenspende des
RKI](/de/updates/2020/abofalle-datenspende)