Schwein gehabt

Es gibt nicht viele Situationen, in denen man kaum glaubt, so Zufaelle passieren einem doch eigentlich gar nicht. Ich habe die Nacht vom Donnerstag zum Freitag ein wenig im offenen Donnerstag des CCCB verbracht. Das ist eigentlich ein netter Haufen da, da koennte man vielleicht mal oefter vorbeischauen. Als ich mich dann kurz vor 0800 Uhr entschloss, aufzubrechen, um eventuell noch "zufaellig" juja (die mir lieberweise vor ein paar Wochen die Haare geschnitten hat), am Bahnhof Warschauer Strasse zu treffen, um sie um ein Frisurenupdate zu bitten, (sie hatte leichtfertig erzaehlt, mit welcher S-Bahn sie faehrt :), fand ich diese Art zufaellige Treffen doch ein wenig zu dreist und mir kam spontan in den Sinn, die Chemie-Vorlesung, die ich leider ein wenig hab schleifen lassen, doch noch zu besuchen. Freitag 8 bis 10 Uhr ist einfach ein typischer Verschlafskandidat. Als ich dann aber den Vorlesungssaal erreicht hatte, fand ich statt der heimlich erhofften Streikposten eine pruefungstypische Tafelpraeparation.

Hammer. Durchnaechtigt, uebermuedet, frierend, unvorbereitet und mit meinem aktuellen Freizeitprojekt (dazu gleich mehr) im Kopf und ohne auch nur dem Hauch von einem Stift setzte ich mich in die letzte Reihe. Fehler! Merken: in den letzten Reihen sitzen immer die Spacken mit ohne Plan. Kann man nicht abschreiben. Zumindest war mein Vordermann so nett, mir einen gruenen Buntstift(!?) zu leihen, obwohl er noch ein paar Kugelschreiber rumliegen hatte, aber einem geschenkten Gaul... Die Klausur an sich war sehr durchwachsen. Am Anfang ein paar primitive 10tklaessler- Aufgaben zum Beweis, dass man Molare Massen von Stoffen, Molekuelen und die Beziehungen zu den wirklichen Massen und prozentualen Masseanteilen an Stoffgemischen bei bestimmten Stoffmengen verstanden hat. Und wie zu erwarten war, sassen die Biologen davor, wie die Kuh vorm neuen Tor, mein Stifteverleiher schrieb als Masse 3 1/2 ohne Einheit, was zwar bei seiner femininen Handschrift ganz keck aussah, aber trotz halbseitiger Herleitung nicht den geringsten Hinweis hinterlies, dass er verstuende, was er da treibt. Der rechte Vordermann hatte ein zu massives Kreuz, um auf seinem Blatt irgendwas zu erkennen, zum Glueck nestelte ein paar Meter rechts von mir eine prototypische Blondine mit ihrem Aufgabenzettel, so dass man die in spaeteren Aufgaben geforderten skizzierten Graphenverlaeufe erkennen konnte. Und siehe da: auswendig lernen klappt bei diesem Typ Mensch scheinbar. Das war genau die selbe Kurve, die in einer der beiden Vorlesungen, bei denen ich zugegen war, an die Wand geworfen wurde. Der Kamerad vor mir ignorierte dann auch noch stetig meine Versuche, ihm fuer die erste Aufgabe das Ergebnis (100g) zuzufluestern. Aber dann: gab ja schliesslich nur einen Buntstift :) Am Dienstag gibts die Ergebnisse und Einteilung in Praktikumsgruppen. Ich hoffe instaendig, dass ich nicht wieder eine ... Schnalle ... abbekomme, wie beim letzten Mal. Ein paar Eintraege weiter unten habe ich sie, glaub ich, schonmal erwaehnt. Die beiden Praktikumswochen hatten mich auf eine noch nie dagewesene Art und Weise zum Kochen gebracht, dass ich mich beim Abreagieren leicht verletzt hab. Das Ende des Praktikums wurde damals mit einem Hirn-Weg-Besaeufnis besiegelt, im Rahmen dessen ich Andrea ganz furchtbar auf den Fuss gesprungen bin (woran ich mich dann leider nicht mehr erinnern konnte und was mir auch ehrlich und aufrichtig leid tut). Details meiner Tortur werde ich dann vielleicht im Rahmen des jetzt auf mich zukommenden Praktikums berichten.

In der vorletzten Woche hat auch endlich das Weggehen mit dem Philipp geklappt. War ziemlich nett. Hab ich vor lauter Kommerz vergessen, zu erwaehnen. Vor allem, weil sich darum noch eine lustige Geschichte rankt. Dass ich in der mbar unschoenes Essen bekommen hab, schrieb ich bereits. Bei dem Metroeinkauf mit Mama am Tag danach habe ich fuer meinen Kuechenschrank eine Spruehdose erstanden. Eigentlich wollte ich nur kurz schauen, ob das Blau auch wirklich deckt, aber wo ich schon einmal dabei war, habe ich die ganze Flasche in dem unbeluefteten Raum auf dem Schrank entleert. Hat zwar wirklich gut gedeckt, aber leider nicht gereicht. Zudem haben die Loesemittel trieslig in der Birne gemacht. In diesem Zustand also, noch mit halbuebel von dem verdorbenen mbar-Fruehstueck und bedroehnt von der chemischen Keule, habe ich mich mit Philipp getroffen und war nach dem dritten Hefe gar nicht mehr zu gebrauchen. Das Essen in der Tempobox (leider keinen Link zu gefunden, aber ist Simon-Dach-Strasse/ Kopernikusstrasse) war richtig lecker, die Bedienung zuvorkommend (vielleicht auch nur, weil Steffi eine alte Kollegin von Andrea ist :) und vor allem kann man dort im Sommer auch nach 22 Uhr noch draussen sitzen. Doch genug der Werbung. Ich stellte dann beim Naseschneutzen fest, dass meine Popel blau sind, genau, wie der Rest meines Naseninnerens und, wie sich spaeter rausstellte, auch die Haelfter der Oberflaechen in der Kueche. Mal wieder eine intellektuelle Glanzleistung. Der naechste Morgen war dann toedlich und fuehrte zur mehrmaligen innigen Begegnung mit meiner Kloschuessel. Die dabei aufkommende Erkaeltung tat dann ihr Uebriges.

Aber genug davon. In Zwischenzeit habe ich mir ein nettes neues Projekt gesucht. (Vorsicht, jetzt wirds nerdig.) Der Small-Scale-Webserver "gatling" (hier zu gucken) von Fefe wurde juengst um die Faehigkeit, FTP im public-only mode zu sprechen, erweitert. Dies brachte uns auf die Idee, NFS und Samba dazuzupacken, und einen wirklich kleinen Lan-Party-"ich feuere meine Files aus allen Rohren"-Server zu basteln. Die Spezifikation (das pdf in dem Verzeichnis) sah im Minimal-Commandset gar nicht so schlimm aus. Und ich wunderte mich schon, warum das Samba-Projekt so furchtbar aufgeblasen ist. Als ich aber die ersten Message-Typen implementiert habe und endlich mit der Windowskiste reden wollte, wurde der von mir angebotene Minimaldialekt einfach zurueckgewiesen. "Wenn du nicht den allerneuesten all-features-on-dialect sprichst, rede ich nicht mit dir, verbindung zu". Fairerweise muss man dazusagen, dass der Windowsexplorer dann wenigstens auch zugemacht hat. Die SMB-Implementation fuer MacOSX ignoriert den von mir ausgesuchten Dialekt schlicht und schickt mir einfach froehlich Messages aus den nicht bekannten Dialekten. Nettes Stueck Software, das. Nachdem ich das gesamte Framework umorganisiert hatte, um die neuen Messagetypes, die um einiges komplexer sind, als die aus dem Basic-SMB-Dialekt, abzubilden, konnte ich wenigstens die grundlegenden Nachrichten zum Etablieren der Verbindung austauschen. Zu meiner grossen Freude wollte aber der Explorer auch von den hingehaltenen Shares nichts wissen. Nein! Erstmal wird eine Pipe aufgemacht, durch die ein obskures RPC-protokoll gefahren wird. Das ist so lecker, dass es seine Parameter in Formatstrings beschreibt, die auch verschachtelte Datentypen abbilden koennen. Laedt also foermlich ein, Bufferoverflows da reinzubauen. Und alles nur, um sich ein wenig Information ueber meine exportierte Share abzuholen. Eigentlich unnoetig. Das SMB-Protokoll haelt genug Requests fuer diese Zwecke bereit. Aber noe. "Wem ich aufzwinge, zu behaupten, er wuerde LM1.02 sprechen, der muss auch das ganze featureset koennen, sonst red' ich nicht mit ihm". Da die Herangehensweise bisher war, vorgefertigte Speicherbloecke als Antwort zu schicken, egal, was genau in den Anfragen stand, werde ich versuchen, Pakete vor-zusammenzustueckeln, die den Client zufriedenstellen. Aber erst, wenn die Frustration ueber den auf mich zukommenden Arbeitsaufwand nachgelassen hat. Nudossi (so heisst der Serverprototyp, weil das mal viel leckerer als Samba ist :) findet man hier: "$ cvs -d:pserver:anonymous@cvs.erdgeist.org:/home/cvsroot/ co nudossi".

Dass, entgegen der letzten Eintragung, das Umformatieren des iPods doch nicht so "flauschig" abgelaufen ist, wird wohl erst in einer der naechsten Eintragungen Erwaehnung finden. Ich will Uebereifrige aber schon jetzt mal warnen.